Die Griechenland-Tragödie eskaliert: Der mächtigegriechische Verbraucherverband Inka hat zu einem Boykott "allerdeutschen Produkte und Geschäfte" aufgerufen. "Alle BewohnerGriechenlands" sollten das Warenembargo mittragen, heißt es auf einemFlugblatt, dass Inka unter anderem in der Hauptstadt Athen verteilenließ - und das der Verband zudem auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Die Flugblätter wurden unter anderem vor dem Media Markt in Athen verteilt.
Der Protest richtet sich in erster Linie gegen ein Titelbild desMünchner Magazins "Focus", das die Venus von Milo mit einemausgestreckten Mittelfinger neben dem Schriftzug "Betrüger in derEuro-Familie" zeigt. "Wir fordern die deutsche Regierung auf, dieseäußerst unangebrachte Publikation zu verurteilen", sagte der Präsidentdes griechischen Verbraucherinstituts, Giorgos Lakouritis, derNachrichtenagentur Reuters am Freitag. "Die Griechen sind keineBetrüger."
Unterdessen werden in Griechenland immer mehr stimmen laut, von Deutschland Entschädigungsansprüche wegen des letzten Krieges zu fordern:
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou hat denEntschädigungsanspruch seines Landes gegen Deutschland für die Folgender nationalsozialistischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg bekräftigt.
Griechenland halte an seinen Entschädigungsrechten fest, werde diesejedoch in der nächsten Zeit nicht geltend machen, sagte Papandreou amFreitag vor dem Parlament in Athen. „Jetzt müssen wir in erster Liniein unserem eigenen Haus Ordnung schaffen. Unsere Partner müssen ihreVerpflichtungen erfüllen.“
Papandreou lehnte die Forderung der Opposition ab, denEntschädigungsanspruch gegen Deutschland in den Rettungsplan für diegriechische Wirtschaft einzubinden.
Griechenland steht wegen seiner Finanzprobleme unterinternationalem Druck. Die EU hat der Regierung Papandreou politischeUnterstützung zugesichert, jedoch keine Finanzhilfe bereit gestellt.
Die schwere Schuldenkrise hat nicht zuletzt das Verhältnis desLandes zu seinen europäischen Partnerländern belastet. Jüngster Anlassfür den Unmut der Griechen war das Titelbild in der jüngsten Ausgabedes Magazins "Focus": Dieses zeigte eine griechische Statue, die denMittelfinger hochstreckt. Der Text dazu lautete: "Betrüger in derEuro-Familie". Daraufhin rief die griechischeVerbraucherschutzorganisation INKA zum Boykott deutscher Waren auf.
Deutschland hatte bereits 1960 Griechenland 115 Millionen Mark als Entschädigung für die Nazi-Besatzung gezahlt.