Ich beschleunigte meinen Schritt und schon bald stellte sich heraus, dass ich den Strand mit vier Mönchen teilte, die hier ebenfalls wanderten.
Schon bald kreuzte sich unser Weg. Mein Ziel war es, unbedingt in Kontakt mit den Gläubigen zu kommen.
Als sie in Rufweite waren, fragte ich: „Wie spät ist es?“ (Das ist so ziemlich die dümmste Frage, die man an einem einsamen Strand stellen kann, noch dazu an Mönche)
Die Buddhisten strahlten mich an und schüttelten mit dem Kopf. Weder beschwerten sie ihren Arm mit einer Uhr, noch interessiere sie Zeit – gaben sie mir zu verstehen.
Mit dieser Antwort hatte ich mehr oder weniger gerechnet und außerdem interessierte mich selbst auch nicht die Uhrzeit. – War halt ein Versuch, einen Smalltalk mit dem Klerus zu starten.
Die Kommunikation stellte sich als schwierig heraus, mangels Englischkenntnissen. Dennoch wagte ich es, eine wichtige Frage zu stellen, auf die Geistliche bestimmt eine gute Antwort hätten: „Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?“
Das verschlug den Orange-Bekleideten zunächst die Sprache. Kommt sicherlich nicht oft vor, dass ein Tourist am Strand so wissbegierig ist. Anschließend aufgeregtes Stimmgewirr in fremder Zunge. Schließlich die Antwort:
Das wüssten sie auch nicht. Wenn ich den Sinn des Lebens wissen will, dann soll ich in Kloster gehen und dort recherchieren. Es sei Gewiss, dass ich dort einen Antwort kriegen werde.
Also schwang ich mich in ein Threewheel (ein überdachtes Moped auf drei Rädern) und steuerte ein empfohlenes Kloster an.
Nach einigen Kilometern beschwerlicher Fahrt erreichten wir schließlich die Mönchsherberge. Wie selbstverständlich betrat ich den heiligen Ort, der innen wie außen einen ärmlichen Eindruck machte. Hier und da beobachteten mich junge Nachwuchsmönche interessiert und aufmerksam.
Wer denn hier der Hausälteste sei, wollte ich wissen – und wurde zu einer Art Abt geführt. Ohne lange Umschweife kam ich zum Anliegen meiner Reise: „Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?“
„Schwierige Frage“ – entgegnete der Abt, und enttäuschte mich sehr. Eigentlich hätte ich erwartet, dass dieser Geistliche eine kompakte Antwort auf eine der wichtigsten Fragen der Menschheit hat.
Hat das Leben einen Sinn?
„Wir wissen es nicht“, entgegnete der Mann. Wir wissen nur, dass die meisten Menschen falsche Ziele haben. Gemäß der buddhistischen Sichtweise liege der Sinn des Lebens keineswegs in der Erlangung irgendwelcher materiellen Güter und in der Anhäufung von Wohlstand.
Und warum leben dann die meisten Menschen falsch?
Auch diese Frage wollte mir der Mann nicht beantworten. Stattdessen wich er aus:
„Sehen Sie das Leben wie ein Theaterstück, in dem jeder seine zugewiesene Rolle spielt.“
Theaterstück? Zugewiesene Rolle? Kein eigener Wille? Alles Bestimmung? Und wie endet das alles?
„Wir wissen nicht, wo wir herkommen. Wir wissen nicht, warum wir hier sind. Wir wissen nicht, wo wir hingehen“, so das Resümee des Mönchs.
Also doch kein Sinn?
Der alte Mann lächelte und schwieg.