Griechenland steht nach den Worten vonMinisterpräsident Giorgos Papandreou lediglich "einen Schritt" davor,keine Kredite mehr aufnehmen zu können. Es gebe jedoch großeBemühungen, diese Entwicklung umzukehren, sagte Papandreou am Freitag.Griechenland dürfe nicht für Jahrzehnte Wucherzinsen zahlen und aufdiese Weise in eine tiefe Rezession getrieben werden.
"Diegroße Angst in Deutschland ist, eine Feuerwehr zu organisieren, dieneue Brände auslöst. Es könnte nicht bei Griechenland bleiben, dasHilfe braucht, sondern in einer Kettenreaktion Portugal und Spanienfolgen", erklärte ein hochrangiger EU-Diplomat.
In Griechenland lodernRegierungschef Giorgos Papandreou zufolge die Flammen schon. Das Landsei nur noch einen Schritt davon entfernt, sich nicht mehr an den Kapitalmärktenfinanzieren zu können. "Wir sind im Kriegszustand - sowohl zu Hause wieaußerhalb Griechenlands", sagte er in einer Rede vor Gewerkschaftern.Es sei eine Schlacht gegen Spekulanten und für Transparenz im eigenenLand zu schlagen.
Gegen den massiven Widerstand derGewerkschaften muss die Regierung in Athen eine Rosskur mitLohnsenkungen im öffentlichen Dienst und Steuererhöhungen durchsetzen,um den nach jahrelanger Nachlässigkeit gewachsenen Schuldenbergabzubauen. Das Defizit von zuletzt 12,7 Prozent desBruttoinlandsprodukts soll auf 8,7 Prozent 2010 schmelzen.
Nacheiner Umfrage glauben 72 Prozent der Griechen, dass ihr Land dazu Hilfevon der EU braucht. Die Schuldenkrise wird nach Einschätzung von zweiDritteln der Befragten mehr als zwei Jahre dauern. WirtschaftskommissarRehn will jetzt alles für den Notfall vorbereiten. "Es ist wichtig,dass die EU in der kommenden Woche eine spezifische politischeEntscheidung über das europäische Rahmenwerk für koordiniertes undbedingtes Eingreifen trifft", sagte er.
DieBundesregierung sieht dagegen keinen Grund zur Eile. "Wir gehen nachwie vor davon aus, dass die Konsolidierungsbemühungen Griechenlandserfolgreich sind", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Der Sprecher desBundesfinanzministeriums, Michael Offer, ergänzte, Griechenland müsseselbst dafür sorgen, dass die Zinslast an den Kapitalmärkten geringerwerde.
Der Streit in der Euro-Zone trieb die Zinsen Griechenland-Anleihen weiter in dieHöhe. Für Zehnjährige waren 6,3 Prozent fällig, der Abstand zudeutschen Bundesanleihen weitete sich auf 329 Basispunkte aus.
DieMitgliedstaaten hätten sich bisher nicht einigen können, ob direkteKredite eines Euro-Staates an Griechenland oder eine von staatlichenGarantien gestützte Finanzierung durch die EU im Fall des Fallesgenutzt werden sollte, sagte ein EU-Diplomat. Auch über die Option, denIWF als Finanzier einzuschalten, gehen die Meinungen auseinander.Griechenland hält sich diese Option offen für den Fall, dass die EUHilfe verweigert.
Die Bundesregierung schließe diese Möglichkeit nichtaus, doch Finanzminister Wolfgang Schäuble stehe dem weiterhin sehrzurückhaltend gegenüber, sagten die Regierungssprecher. Bei Bedarfwerde die Regierung eine geschlossene Haltung haben.