Führende Ökonomen unterstützen diePläne der Regierung, den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit insBoot für eine Rettung Griechenlands zu holen. Das ergab eine Umfrageder Tageszeitung DIE WELT (Samstagausgabe) unter führendenWirtschaftsforschern. Hans-Werner Sinn, Chef des MünchenerIfo-Instituts, sagte dem Blatt: „Den IWF mit an Bord zu holen war ausdeutscher Sicht goldrichtig, denn nur der IWF ist in der Lage,Griechenland zu disziplinieren. Wir haben eine eiserne Kanzlerinerlebt. Alle Achtung“ Außerdem würde der IWF im Falle einer Auszahlungvon Geldern und der damit verbundenen harten Auflagen den Zorn derGriechen auf sich ziehen. „Für Deutschland ist das ein Vorteil: Besser,die Griechen sind auf den IWF sauer, als auf uns“, sagte Sinn.
Auch Henrik Enderlein, der an derHertie School of Governance zum Thema Staatsbankrotte forscht,unterstützt die Pläne der Regierung: „Der Kompromiss ist aus deutscherSicht extrem wichtig: Da nun der IWF mit an Bord ist, ist nicht davonauszugehen, dass es vorm Bundesverfassungsgericht einen Eilprozessgibt, der den ganzen Prozess abschießt“, sagte Enderlein. Auch JürgenMatthes vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) hält eineUnterstützung des Fonds für richtig: „Das war die beste Entscheidung,die die EU treffen konnte“, sagte Matthes. In den meisten Ländern seider Währungsfonds ganz erfolgreich gewesen, wenn seine Reformenumgesetzt wurden“, sagte er der WELT „Die Zusammenarbeit zwischen EUund IWF hat schon zuletzt in Osteuropa erstaunlich gut geklappt.“ DerIWF sei die beste aller Lösungen, sagt auch Marco Annunziata,Europa-Chefvolkswirt von Unicredit. „Er verfügt über die Expertise, dieErfahrung und kann harte Programme leichter durchsetzen.“
Dagegen sieht der WirtschaftsweisePeter Bofinger die Unterstützung kritisch: „Das war gestern kein guterTag für Europa. Ich hätte mir eine deutlich kreativere Lösunggewünscht. Für Europa ist der Einstieg des IWF ein Imageschaden.“Besser wäre es laut Bofinger gewesen, gemeinsame EU-Garantien fürGriechenland bereit zu stellen, um zu verhindern, dass das Land nochweiter abrutsche. Die Regierung in Berlin verkenne, dass die Deutschenein vitales Interesse an der Europäischen Währungsunion haben müsstenund deshalb eine aktive Rolle bei der Rettung der Griechen spielensollten, so Bofinger. „Stattdessen lässt sich die Bundesregierung zusehr vom Druck der Straße lenken, wonach die Hilfe für Griechenland diedeutschen Steuerzahler nur ja kein Geld kosten darf.“
Bedenken hat auch Dennis Snower: „Erhat zwar viel Erfahrung im Umgang mit Krisenstaaten und kann denEuropäern bei ihrem Versuch, Griechenlands Schulden zu senken,Rückenwind geben“, sagt der Präsident des Kieler Instituts fürWeltwirtschaft. „Aber es ist möglich, dass der IWF wie in Asien in denNeunziger Jahren viel zu hart zur Sache geht und Griechenland nochtiefer in die Rezession treibt.“