Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist gesunken - das vermeldet die neueste Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das Ergebnis überrascht selbst Experten. Ist der Aufschwung da oder sind die Zahlen gefälscht?
Die Wirtschaft kommt noch nicht richtig in Gang, aber der Arbeitsmarkt zeigt sich überraschend stabil. Erstmals seit einem Jahr ist die Zahl der Arbeitslosen im März im Vorjahresvergleich angeblich gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte, waren im März 3,568 Millionen Arbeitslose registriert. Dies seien 75.000 weniger als im Februar und 18.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Monatsvergleich um 0,2 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent.
"Die Frühjahrsbelebung hat den Arbeitsmarkt erreicht", frohlockt Arbeitsagenturchef Frank-Jürgen Weise. "Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Krise gut verkraftet. Die Arbeitslosigkeit geht zurück."
Wie das positive Zahlenmaterial zustande gekommen ist, kann man bei der Statistik-Behörde im Kleingedruckten nachlesen: Die Arbeitsagentur wies zugleich darauf hin, dass die Statistik aufgrundveränderter arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen verzerrt ist.
In der Tat deutet alles darauf hin, dass man vor den Wahlen in NRW noch schnell ein paar gute Ergebnisse braucht. Und was eignet sich da besser als die Behauptung: Deutschland hat die Krise blendend überstanden - die Arbeitslosigkeit sinkt. Nur die wenigsten werden das Zahlenmaterial genau analysieren. Kritik wird zugekleistert mit fettgedruckten Positivschlagzeilen in den Massenmedien.
Seit genau Mitte März 2010 findet bei der BA ein erstaunlicher Aufschwung statt. Jede Nacht wächst die Zahl der gemeldeten offenen Stellen um wundersame 2-3 Tsd, vergangene Nacht sogar über 4000 Tsd Stellen an. In den vergangenen 14 Tagen sind knapp 31.000 "neue" Stellendazugekommen.
Politische Zielvorgabe ist es offenbar VOR der Wahl einen Endstand ca. 490 - 500 Tsd "offenen Stellen" zu fabrizieren. Anfang Mai soll das stolzeVorzeigeergebnis dann verkündet werden nach dem Motto: "Schaut her, seit wir mit der schwarzgelben Koalition gestartet sind, wurden ca. 70.000 neue Jobs geschaffen. WIR sind also gut für die Wirtschaft".
Nach der NRW-Wahl kommt anschließend die große Reinemacheaktion und dann ist's vorbei mit den blühenden Landschaften.Hier der detaillierte Verlauf seit Mitte März (Offene Stellen der BA laut Online-Angebot):
Am 13.03.2010, ca. 430.000
Am 16.03. 426.500
Am 17.03. 427.500
Am 18.03. 431.324
Am 19.03. 433.676
Am 20.03. 436.074
Am 21.03. 440.372 Sonntag
Am 22.03. 437.369
Am 23.03. 439.547
Am 24.03. 442.190
Am 25.03. 444.634
Am 26.03. 447.343
Am 27.03. 451.174
Am 28.03. 451.373 Sonntag
Am 29.03. 450.043
Am 30.03. 453.280
Am 31.03. 457.054
Schon lustig: der permanente Aufwärtstrend wird nur von Sonntag auf Montag kurzweilig unterbrochen bzw. durch Abzüge umgekehrt während es von Samstag auf Sonntag einen Anstieg der offenen Stellen gibt. Wahrscheinlich melden Sonntags besonders viele Unternehmen den Abschluß neuer Arbeitsverträge an die Bundesanstalt für Arbeit. Als gute Beamte werden die Mitarbeiter dort sicherlich auch am Wochenende arbeiten.
Technisch gesehen funktioniert das Jobwunder offenbar so: entweder wird die Datenbank mit Doubletten (also der Verdopplung bestehender Datensätze) "aufgefrischt" (was über den vorherigen Stand zumindest teilweise ja schon länger bekannt ist) oder zwischen dem öffentlich sichtbaren Zählerund der eigentlichen Datenbank besteht kein fester Zusammenhang. Klugerweise zählt man den Zähler Nacht für Nacht hoch, ein Hinzubuchen von 70.000 neue Stellen auf einen Schlag ist jedoch zu auffällig, weil völlig unglaubhaft.
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