Im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff
hat die Bochumer Staatsanwaltschaft in der Zentrale des insolventen Konzerns
am vergangenen Mittwoch Unterlagen gesichtet. Die Behörde ermittelt seit
Juli 2009 wegen des Verdachts der Untreue gegen den einstigen Top-Manager. Es
habe sich um keine gezielte Durchsuchung gehandelt, vielmehr habe man sich zu
verschiedenen Themen einen Überblick verschaffen wollen, heißt es aus der
Behörde. Die sieben Fahnder sollen sich vor allem für die Reisekosten Middelhoffs
interessiert haben. Allein im Jahr 2006 soll er über 800000 Euro verflogen haben.
Außerdem zeigten sie offenbar auch Interesse an einem mit rund 1,5 Millionen
Pfund dotierten Vertrag, den Arcandor Ende Januar 2008 mit der Universität Oxford
abgeschlossen hatte. Zahlungen hierfür, 715000 Pfund, wurden noch kurz vor der
Insolvenz von Arcandor überwiesen und von Middelhoff an seinem vorletzten Arbeitstag
abgezeichnet. Middelhoff hat stets jede Untreuehandlung während seiner
Amtszeit zurück gewiesen. Ungeachtet der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
trifft sich an diesem Montag die Gläubigerversammlung in Essen, um dem Insolvenzplan
für Karstadt zuzustimmen. Erst danach beginnen die konkreten Verhandlungen
mit Investoren. Noch immer soll es sechs Interessenten geben, darunter
allerdings drei neue mit den Codenamen Lion, Toronto und Turin. Nach Angaben
aus Unternehmenskreisen soll es sich um Geldgeber handeln, die mehr Er fahrung
im Handel haben als etwa die Finanzinvestoren Permira oder Apollo, deren Namen
zuletzt kolportiert wurden.
DER SPIEGEL 15/2010