Die globale Rezession hat zwar bisher in Deutschland weniger Arbeitsplätze
gekostet als befürchtet. Dennoch gibt es keine Entwarnung für den
Arbeitsmarkt, wie eine Exklusivstudie für die jüngste Ausgabe des manager
magazins (erscheint am 23. April) belegt. Die beginnende konjunkturelle
Erholung der etablierten Exportbranchen reicht nach den Berechnungen der
Boston Consulting Group (BCG) nicht aus, um die Beschäftigung in
Deutschland zu sichern. Selbst wenn sich die Weltwirtschaft und der
Außenhandel, so wie es sich in den vergangenen Wochen abzeichnet,
tatsächlich zügig erholen sollten, gehen demnach bis 2015 hunderttausende
Arbeitsplätze verloren. Schlimmstenfalls sind sogar bis zu 1,2 Millionen
Jobs gefährdet.
Die erschreckende Prognose beruht auf der Simulation von zwei Szenarien.Im
positiven Fall gingen die BCG-Ökonomen von einer schnellen Rückkehr des
deutschen Wachstums auf jährlich zwei Prozent aus. Doch auch in diesem
Szenario würde es zu einem massenhaften Abbau von Jobs kommen. Wegen der
insgesamt geringeren Dynamik der Weltwirtschaft, der
Produktivitätsfortschritte durch Rationalisierungen und der weiteren
Globalisierung der etablierten Industriebranchen würden in der Autobranche,
dem Maschinenbau, der Chemie sowie der Elektrotechnik in den kommenden fünf
Jahren zusammen rund 250 000 Jobs wegfallen.
Im pessimistischeren Szenario bleibt die weltweite Nachfrage schwächer,
auch weil protektionistische Tendenzen um sich greifen. Die Folge: Unter
diesen Bedingungen stehen in den genannten Branchen sogar bis zu 1,2
Millionen Arbeitsplätze bis 2015 auf der Kippe.
Die BCG-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die bislang in Deutschland
dominierenden Branchen den Wohlstand nicht länger sichern können,
unabhängig vom tatsächlichen Konjunkturverlauf. Wachstumspotenziale gibtes
der Untersuchung zufolge in neuen, forschungsintensiven Bereichen, etwa
Umwelttechnologien, aber auch Bio- und Nanotechnologie.