Der Startschuss für Deutschlands Aufholjagd in Sachen Elektroautos hat nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ/Samstagsausgabe) zu einem Machtkampf unter den wichtigsten deutschen Industrieverbänden geführt. Am 3. Mai wird sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin mit den Verbandsvertretern treffen und die
„Nationale Plattform Elektromobilität" aus der Taufe heben. Die Plattform soll ein Netzwerk aus Managern, Politikern und Wissenschaftlern sein. Gemeinsam sollen sie dafür sorgen, dass Deutschland den technischen Rückstand bei Elektroautos gegenüber der Konkurrenz aus China und Japan aufholt. Und es geht um die Verteilung von Fördergeldern, die letztlich die Höhe mehrerer Milliarden Euro erreichen dürften. Es handelt sich also um ein Prestigeobjekt - und deshalb haben sich die Lobbyverbände der Autoindustrie (VDA), der Chemie (VCI) und der Elektroindustrie (ZVEI) in Fragen der Besetzung der nicht weniger als sieben Arbeitsgruppen einen Machtkampf geliefert. Einige Positionen werden nun doppelt besetzt, an Stellvertretern gibt es kein Mangel.Nach Informationen der FAZ wird der Arbeitsgruppe Antriebstechnologien Karl-Thomas Neumann von Volkswagen vorstehen, vertreten von Herbert Kohler, dem Leiter der Forschungsdirektion Fahrzeugaufbau und Antrieb der Daimler AG. Die wichtige Arbeitsgruppe Batterietechnologien führt Klaus Engel, der Vorstandsvorsitzende von Evonik, gemeinsam mit Thomas Weber, dem Forschungsvorstand von Daimler. Beide Unternehmen sind in der Batterieentwicklung ohnehin schon Partner. Von Bosch wird mit Bernd Bohrder stellvertretende Ausschussvorsitzende gestellt.
Die Arbeitsgruppe Infrastruktur leitet Klaus-Dieter Maubach, der Vorstandsvorsitzende von Eon Energie, gemeinsam mit Wolfgang Dehen, dem für die Sparte Energy zuständigen Vorstand von Siemens. Die vierte ArbeitsgruppeNormung wird von Audi-Entwicklungsvorstand Michael Dick geführt, Stellvertreter sind Norbert Verweyen von RWE und Roland Bent von Phoenix Contact. Den Arbeitskreis Materialien und Recycling führt nicht, wie ursprünglich angenommen, BASF-Vorstandsmitglied Andreas Kreimeyer, sondern, offenbar auf Wunsch der Kanzlerin, Hennig Kagermann, der frühere Vorstandsvorsitzende von SAP. Kreimeyer wird sein Stellvertreter, gemeinsam mit Karsten Kroos von Thyssen. Die Arbeitsgruppe Nachwuchs/Qualifzierung leiten Burkhard Göschel (Magna) und Karl Joachim Ebeling (Uni Ulm) gemeinsam, vertreten von Rita Frost von Opel. Die siebte Arbeitsgruppe schließlich führt ein Vertreter der Bundesregierunggemeinsam mit Klaus Dräger von BMW, Stellvertreter ist Reinhard Clemens von T-Systems. Eine direkte Kaufprämie wird es dem Vernehmen so bald nicht geben, wohl aber eine umfassende staatliche Förderung der Forschung.