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Falscher Pilot flog 10.000 Flugstunden

„Falscher“ Pilot flog 10.000 Flugstunden mit Passagiermaschinen. Am Simulator selbst das Fliegen erlernt. Der Hochstapler nutze die Schlupflöcher im europäischen Luftfahrtsystem.

 

Der schwedische Pilot Thomas Salme, der mehr als 13 Jahre mit einer gefälschten Fluglizenz für Billigflieger in Europa flog, hat sich das Fliegen selbst heimlich an Simulatoren beigebracht. In seinem ersten Interview sagte er dem Nachrichtenmagazin FOCUS, er sei rund 10.000 Flugstunden abwechselt für drei Gesellschaften geflogen: Der in Italien ansässige Air One, der englischen Fluglinie Jet2 sowie der niederländischen Corendon. Alle drei Billig-Fluglinien fliegen auch nach Deutschland. Zum Zeitpunkt seiner Beschäftigung bei Air One bis 2006 war diese auch Linienflug-Partner der deutschen Lufthansa (LH). „Die LH wusste nichts über die Piloten der Air One“, so Salme.

Das Fliegen auf großen Boeing-Passagiermaschinen habe er sich selbst beigebracht, sagte Salme FOCUS. Ein Techniker des Ausbildungszentrums der schwedischen Fluggesellschaft Scandinavian Airlines (SAS), SAS Flight Academy, habe ihn nachts verbotenerweise im Hochsicherheitstrakt im Simulator trainieren lassen. „Zwei bis drei Stunden habe ich dort immer geübt - mindestens fünfzehn bis zwanzig Mal in eineinhalb Jahren“, sagte Salme. Fliegerische Vorkenntnisse hatte er zuvor durch den Abschluss eines Flugscheins für einmotorige Maschinen. Irgendwann sei ihm diese „Schnapsidee mit der Bewerbung zum Co-Piloten bei einer richtigen Airline“ gekommen, berichtete der Skandinavier. Er habe sich aus gewöhnlichem weißem Papier eine schwedische Flug-Erlaubnis mit Logo gebastelt: „Ein Fantasiegebilde, weder eingeschweißt noch mit dicken Stempeln versehen.“ Er wurde zum Testfliegen im Simulator eingeladen und bestand 1997 bei Air One. Dreieinhalb Jahre später ernannte ihn diese Fluglinie sogar zum Kapitän.

Der Hochstapler nutze die Schlupflöcher im europäischen Luftfahrtsystem. „Die Machart der Dokumente ist in Europa nicht einheitlich“, erläuterte Salme. „Eine Airline mit Sitz in Italien weiß nicht, wie eine Lizenz aus Schweden aussieht. Zudem sind die Ausweise nicht fälschungssicher.“ Das soll sich ändern: Durch Salmes Fall wurden die Sicherheitsbeauftragen der europäischen Luftfahrt aktiv. Bei der Sitzung des Advisory Group of National Authorities (AGNA) Mitte Juni steht nach FOCUS-Informationen das Thema Lizenzen auf der Tagesordnung. Insbesondere die schwedischen Behörden drängen nun auf schärfere Kontrollen.

Salme war Anfang März auf dem Amsterdamer Flughafen festgenommen worden, bevor er mit einer Boeing 737 rund 100 Passagiere in die türkische Hauptstadt Ankara fliegen sollte. Wegen seines unfallfreien fliegerischen Könnens ließ die niederländische Justiz Milde walten. Mitte April wurde er zu 2000 Euro Geldstrafe und einem Jahr Flugverbot verurteilt.

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