Die mögliche Zerstörung des Euro hat sich vom Bereich eines “Black Swan“-Ereignisses zu einer ernsthaften Möglichkeit entwickelt. Manche erkennen darin größere Implikationen und weisen darauf hin, dass dies der Beginn vom Ende aller Fiat-Währungssysteme sei.
Von Marshall Auerback, Übersetzung aus dem Englischen: Lars Schall
Keine Frage, die mögliche Zerstörung des Euro hat sich vom Bereich eines “Black Swan“-Ereignisses zu einer ernsthaften Möglichkeit entwickelt. Manche erkennen darin größere Implikationen und weisen darauf hin, dass dies der Beginn vom Ende aller Fiat-Währungssysteme sei (siehe hier: http://www.creditwritedowns.com).Aus verschiedenen Gründen, die ich an dieser Stelle schon zuvor diskutierte, denke ich nicht, dass man diesen Logikschluss bezüglich des Letzteren machen kann. Mir dünkt, dass die Probleme, die dem Euroraum zusetzen, ziemlich spezifisch mit den Problemen verknüpft sind, die der Struktur der Europäischen Währungsunion innewohnen.
Um es klar zu sagen, ein Auseinanderbrechen des Euroraums ist möglich, obwohl ich erwarte, dass wir noch mehr von jener Sorte politischer Spielchen sehen werden, die Anfang letzter Woche in Gang gesetzt wurden, um sicherzustellen, dass die EWU noch eine Weile herumhumpeln kann. Zugestanden, sollte ich falsch liegen und der Euro verdampft, könnten wir den Goldpreis aufgrund einer großen Sicherheitsbewegung explodieren sehen. Aber das ist nicht mein Basisszenario hier.
Gold in Euro liegt so hoch über seine gleitende Durchschnitte wie niemals während der späten Jahre der letzten großen Goldrallye (1976 – 80), mit Ausnahme der Überschießungsphase ab Ende 1979.
Sofern wir uns nicht in äquivalenten Zuständen des späten Jahres 1979 befinden, und es scheint, als seien wir davon zu diesem Zeitpunkt weit entfernt, ist der Euro entweder für eine große Rallye bereit oder der Goldpreis für einen großen Rückgang oder es wird eine Kombination von beidem geben.
Selbstverständlich könnte der Goldpreis noch weitere 3-5% über die gleitenden Durchschnitte gehen, so dass man das Gesagte nicht genau auf den Tag genau datieren kann, aber es fühlt sich so an wie im Februar 2009, einen Monat, bevor der Tiefststand bei den Aktien am 9. März 2009 erreicht wurde. Damals war ich, was den Aktienmarkt anging, schon sehr optimistisch eingestellt, während alle anderen noch sehr pessimistisch waren. Auch damals war es unmöglich, das Einsetzen der Aktienrallye präzise vorauszusagen, aber die grundsätzliche Richtung hatte ich über eine mittelfristige Zeitspanne betrachtet korrekt eingeschätzt (tatsächlich sind die Aktien höher gestiegen als es die Fundamentaldaten meiner Ansicht nach rechtfertigen würden).
Bei Gold/Euro befinden wir uns im neunten Inning, d. h. kurz vor Ende der Goldrallye in Euro. Meine Erwartung ist, dass es das Gold sein wird, das mehr heruntergeht, aber der Euro könnte auch zu einer Rallye ansetzen, sollten sich die Dinge für eine Weile stabilisieren.
Ich betone, dies ist eine kurzfristige taktische Bewertung. Ich glaube immer noch, dass der Euro sehr gut in Parität gegenüber den Dollar gehen könnte, und zwar aus all den Gründen, die Rob Parenteau dafür kürzlich angeführt hat (siehe hierzu: http://www.levyinstitute.org); aber so wie Rob, denke auch ich, dass wir ein tiefgehendes Problem im Euro-Bankensystem haben, das im Kern deflationär ist und einige Schwierigkeiten im Edelmetallbereich schaffen könnte. Präziser gesagt, gehe ich nicht sosehr von einer Rallye des Euro aus, sondern davon, dass sich die Differenz von Gold gegenüber Euro verringert.
Was in Europa vor sich geht, ist zutiefst deflationär und ich denke, dass dieser deflationäre Sog letzten Endes den Anstieg des Goldpreises aufhält. Daher glaube ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass ein Fall des Goldpreises am wahrscheinlichsten ist. Der Fall des Euro war sehr rapide und dürfte sich bald stabilisieren, auch wenn ich, noch einmal wiederholt, der Ansicht bin, dass langfristig eine Parität gegenüber dem Dollar ansteht. Wir werden sehen.
Ich erkenne an, dass die technischen Daten gut ausschauen, jedoch vermute ich, dass dem so ist, weil die Analysten Gold in Dollar als relativ überkauft ansehen, nicht sosehr aber in Euro.