Jacques Delors, Mitbegründer des Euro, kritisiert Fehler bei Währungsunion. Rückten die Nationalstaaten nicht zusammen, "dann sind zwei Szenarien möglich. Entweder einzelne Länder scheren aus. Das wäre katastrophal, auch für diejenigen, die drinbleiben. Oder aber Europa wird, wie wir Katholiken sagen, eine Messe ohne Glauben"
Der Euro ist nach Ansicht des früheren Präsidenten der Europäischen Kommission Jacques Delors mit einem "Konstruktionsfehler" behaftet: "Der EU fehlt eine Ergänzung der Geld- durch eine Wirtschaftspolitik", sagte er der ZEIT. Der 84 Jahre alte Franzose war von 1985-1995 Chef der EU-Kommission und gilt als Mitbegründer des Euro.
Delors erinnerte sich im ZEIT-Gespräch an die Konstruktionszeit des Euro: "Ich hatte damals auch vorgeschlagen, über europäische Anleihen die nötigen Mittel zu beschaffen, um in bestimmten Mitgliedsstaaten zu helfen, etwa in Zeiten der Rezession. Weil Sie in einer Währungsunion eben nicht nur eine Zentralbank, sondern auch solche wirtschaftspolitischen Instrumente brauchen."
Jetzt müsse die gemeinsame Wirtschaftspolitik in Angriff genommen werden, namentlich ein "Minimum der Steuerharmonisierung", und zwar bei den Unternehmens- und Kapitalertragssteuern, sagte Delors. Dazu seien keine neuen Verträge nötig, denn "die Regierungen sind der neuen Verträge müde. Es genügen Verabredungen. Ein Pakt, der den Stabilitätspakt ergänzt." Und wenn die 27 Regierungen auch das nicht alle wollten, "dann macht es die Euro-Gruppe allein."
Rückten die Nationalstaaten nicht zusammen, "dann sind zwei Szenarien möglich. Entweder einzelne Länder scheren aus. Das wäre katastrophal, auch für diejenigen, die drinbleiben. Oder aber Europa wird, wie wir Katholiken sagen, eine Messe ohne Glauben", sagte der Politiker.