KlöCo-Chef erwartet Abknicken der Stahlkonjunktur. Überkapazitäten lassen keine Preisaufschläge in Europa zu. „Beim Langstahl ist der Gipfel bereits überschritten, beim Flachstahl wird er im Juni oder Juli erreicht“.
Nach einem kurzen Zwischenhoch droht die europäische Stahlkonjunktur bereits wieder zu kippen. „Es gibt Überkapazitäten am Markt“, sagte Gisbert Rühl, Vorstandschef des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo), der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe). Die Stahlpreise würden daher in den nächsten Monaten sinken. „Beim Langstahl ist der Gipfel bereits überschritten, beim Flachstahl wird er im Juni oder Juli erreicht“, sagte der KlöCo-Chef. Denn aus der Bauindustrie, in der vor allem Langstahl verwendet wird, kämen keinerlei Impulse. Auch die Nachfrage der Autokunden sei noch sehr labil. Lediglich im Maschinenbau gebe es positive Tendenzen.
Die Aussagen sind ein Alarmzeichen für Stahlmanager, die seit Monaten ein solches Szenario befürchten: Die Auftragseingänge legten in den vergangenen Monaten zwar zu. Aber nur, weil Lager wieder aufgestockt wurden – und nicht, weil die Endnachfrage anzog. Gleichzeitig fuhren jedoch die Stahlhersteller ihre Kapazitäten schon wieder hoch.
„Es wird für die Stahlhersteller schwierig, die angekündigten Preiserhöhungen tatsächlich durchzusetzen“, sagte Rühl. Alle großen Hersteller in Europa hatten angekündigt, die Preis anheben zu wollen, um explodierende Rohstoffkosten zu kompensieren. Denn die Minenkonzerne hatten Preisaufschläge von bis zu 100 Prozent durchgesetzt. „Für den Markt ist in dieser Situation entscheidend, ob die Hersteller in den nächsten Monaten wieder Kapazitäten stilllegen. Ansonsten werden die Margen unter Druck geraten“, prognostiziert der KlöCo-Chef. Mit 3,8 Milliarden Euro Umsatz 2009 ist KlöCo der größte herstellerunabhängige Stahlhändler in Europa. „Wir haben den Vorteil großer Markttransparenz, da wir die Preise aller Stahlhersteller kennen“, meint Rühl.