Es gibt viele gute Gründe, in die Schweiz zu reisen. Einer davon ist die Kontoeröffnung in Zürich. Wer im Bankhaus scheitert, auf den warten „Röschtli im Pfännli“.
Selbstbildnis mit schwerbewaffneten Eidgenossen vor Geldinstitut
In der Schweiz muss jedes Haus einen Atomschutzbunker haben. Wenn die Welt durch einen globalen Atomschlag vernichtet wird, bleibt eines übrig: Die Schweizer und das Geld, das sie bunkern. Überlebensfähigkeit ist eben höchstes Gebot in der Alpenrepublik.
Außerdem sollen einige Schweizer angeblich in Särgen statt in Betten schlafen. Der Grund: Falls mal jemand stirbt, braucht man nur noch den Deckel zuschlagen. - Was lohnt auch die Investition in ein Bett, wenn die letzte Ruhestätte eine Kiste ist? Ganz schön pfiffig, die Schweizer. Weitsichtig, effizient und auf Sicherheit bedacht.
Kein Wunder dass die Alpenrepublik Geld wie ein Magnet anzieht.
Kontoeröffnung in der Schweiz - immer noch ein Kassenschlager. Ist nur ein bisschen schwieriger geworden: Früher konnte man mit riesigen Geldkoffern anreisen und einzahlen. Hat kein Hahn nach gekräht. Heute scheitert ein solcher Geldtransfer schon an der Ausreise am Airport. Dicke Warnhinweise prangen selbst auf Provinzflughäfen wie Berlin Tegel: Mehr als 9999 Euro darf nicht ins Reisegepäck. Auch nicht in Form von Edelmetallen. Schweizreisende sind per se verdächtig.
Was die wenigsten wissen: Die Sicherheitsbeamten sind gleichzeitig auch Spione des Zolls. Wenn zu viele Fünfhunderter die Taschen ausbeulen, schlagen sie Alarm und machen Meldung. Darauf seien sie gedrillt, erklärt mir ein Röntgenfredi in Berlin Tegel. Ich weise ihn darauf hin, dass solcherlei Kollaboration verfassungswidrig sei. Aber was will man von einem Subalternen erwarten, wenn schon die Regierung Recht und Gesetz bricht?
Zurück zur Kontoeröffnung im gelobten Land. Eigentlich kann man am Flughafen Zürich gleich in der Ankunftshalle ein Konto eröffnen. Darauf weisen jedenfalls riesige Hinweisschilder hin. Sehr servicefreundlich, wenn’s um größerer Summen geht und der Weg in die Innenstadt wegen Geldlast zu beschwerlich ist.
Ich bevorzuge allerdings den Klassiker: Die Bahnhofstrasse. Ein beflissener Helfershelfer einer Großbank führt mich ins Besprechungszimmer. Dort sitze ich erst mal ein paar Minuten. Gehört wohl zur Strategie des Prozedere. Man hat schließlich viel zu tun dieser Tage.
In dem aufgeräumten und sterilen Raum riecht es nicht nur dezent nach Geld, sondern auch nach Resten von Retzina. War wohl gerade ein Grieche hier.
Endlich kommt der Bankbeamte. Ein freundliches Hallo und Gruezi. Kontoeröffnung, alles kein Problem. Währungskonten auch alles easy. Außerdem gibt’s noch eine EC- oder Kreditkarte, damit man auch „draußen“ (gemeint ist alles außerhalb der Schweiz) an den Zaster rankommt.
Nach einigem Hin und Her dann die alles entscheidende Frage: „Wie viel Geld wollen sie denn einzahlen?“
100000 Euro entgegne ich und weise auf den Inhalt meiner Tasche. Der Bankbeamte stutzt ein wenig. Ob ich wisse, wie die Sache mit dem Schwarzgeld sei – er drückt sich sehr umständlich aus.
„Das ist kein Schwarzgeld. Ich hab’s im Lotto gewonnen“, sage ich ohne rot zu werden.
Das will mir aber der Eidgenosse nicht abnehmen. Einzahlen könne ich es nur, wenn ich über einen entsprechenden Gehaltsnachweis verfüge und meinen Ausweis zeige.
Moment mal: Ausweis? Ich will ein Nummernkonto! Oder legt der Eidgenosse es darauf an, dass ich meinen Namen samt Betrag auf einer Daten-CD in Deutschland wieder sehe?
Außerdem weise ich den Bankdirektor darauf hin, dass ich ein cashflow-negativer, arbeitsloser Börsenreporter sei, der eben einfach mal Glück gehabt hat. Regelmässige Einnahmen könne ich derzeit nicht nachweisen. Nur ab und zu mal einen Lottogewinn – wie bei Glückspilzen üblich.
Darauf will sich der Geldmann aber nicht einlassen. Ohne Aus- und Gehaltsnachweis kein Konto.
Ich bin enttäuscht. So habe ich mir die Schweiz nicht vorgestellt. Da muss ich wohl nach Singapur reisen. Da ich aber schon mal bei in Helvetia bin, nehme ich den nächsten Zug und fahre nach Burgistein-Wattenwil – das liegt in der Urschweiz, wie der Name schon sagt. Die Gegend lädt zum Wandern ein. Überall Kühe mit Glocken und eine Welt, die noch in Ordnung ist.
Abends dann Dinner im Röstiland. Slogan: „Röschtli im Pfännli für d Frou u ds Männli“. Aber was mach ich jetzt nur mits Geldli?