Zum ersten Mal steht in Deutschland eine der größten Krankenkassen offenbar vor der Pleite. Konkurrenz spielt Pleite der DAK durch. Sorge vor Insolvenz der drittgrößten deutschen Kasse. Update: vdek weist Spekulationen über DAK zurück / Frühwarnsystem der Ersatzkassen hat nichts mit einzelner Kasse zu tun
Zu den Berichten um eine mögliche Pleite nimmt der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) wie folgt Stellung:
Ballast hob hervor, dass die Ersatzkassengemeinschaft derzeit dabei sei, ein Frühwarnsystem zur Erkennung und Vermeidung von Haftungsfällen aufzubauen. Dies habe aber rein gar nichts mit der konkreten Finanzsituation einer einzelnen Kasse zu tun und richte sich schon gar nicht gegen die DAK, betonte der Vorstandsvorsitzende: „Wir tun das als Haftungsgemeinschaft nur, um unserer gegenseitigen Informationspflicht nachzukommen, die sich aufgrund der gesetzlichen Änderungen durch das Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen in der GKV (GKV-OrgWG) ergeben haben. Wir führen damit in abgespeckter Form etwas ein, was in anderen Kassenarten schon lange praktiziert wird. Alle weiteren Spekulationen entbehren nach den uns vorliegenden Daten jeder Grundlage.“
Im Übrigen hat auch der GKV-Spitzenverband als Repräsentant der „großen" Haftungsgemeinschaft ein derartiges Frühwarnsystem aufgebaut.
Die schlechte Finanzsituation in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) treffe alle Kassen, die einen früher, die anderen später. „Bleibt es bei den Plänen der Koalition, muss das erwartete Defizit in 2011 in Höhe von elf Milliarden Euro über weitere Zusatzbeiträge der Versicherten gegenfinanziert werden. Spätestens dann werden alle Kassen in Deutschland einen Zusatzbeitrag in Höhe von 15 bis 20 Euro erheben müssen.“
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) ist Interessenvertretung und Dienstleistungsunternehmen aller sechs Ersatzkassen, die zusammen mehr als 24 Millionen Menschen in Deutschland versichern.
Die Financial Times berichtete 7.Juni 2010
Aus Angst vor einer Insolvenz der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) rechnen die Wettbewerber konkrete Krisenszenarien durch. Das berichtet die Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe). Den Kalkulationen zufolge fehlen der DAK in diesem Jahr rund 200 Mio. Euro – das ist mehr, als die drittgrößte deutsche Kasse über Reserven ausgleichen kann. Für 2011 gehen die Konkurrenten sogar von einem Minus von 800 Mio. Euro aus, falls die Rahmenbedingungen unverändert bleiben. „Wir machen uns erhebliche Sorgen“, heißt es von einem Wettbewerber. Bei einer Pleite müssten die anderen Kassen die DAK auffangen.
Die DAK ist finanziell angeschlagen. Nach einem Defizit von 223 Mio. Euro 2009 verlangt die Kasse seit Anfang dieses Jahres monatlich 8 Euro Zusatzbeitrag von ihren 4,8 Millionen Mitgliedern. Die Spekulationen über eine bedrohliche Schieflage und die Kalkulationen der Wettbewerber weist die DAK allerdings als „absurd“ zurück. Nur in einem „Worst-Case-Fall“ seien diese erklärbar, sagte ein Sprecher.
Bei einer Insolvenz würde zunächst der Haftungsverbund der Ersatzkassen einspringen und Hilfen in Höhe von 2,5 bis 3 Prozent der Fondszuweisungen leisten. Angeführt wird der Verband von den Marktführern Barmer GEK und Techniker Krankenkasse (TK). Die größten Kassen könnten bis zu 600 Mio. Euro zahlen müssen, heißt es in der internen Rechenvorlage. „Angesichts der drohenden Risiken wäre es betriebswirtschaftlich fahrlässig, wenn wir uns nicht über eine Insolvenz der DAK Gedanken machen würden“, sagte eine TK-Sprecherin der FTD.