23 Kassen laut GKV-Spitzenverband „gefährdet“. Bei mehreren Pleitefällen droht dem deutschen Kassensystem ein Domino-Effekt: Die schwächelnden 69 Anbieter könnten durch Hilfszahlungen für Pleite-Kassen selber in die Knie gezwungen werden.
Die Finanznot unter den 157 Krankenkassen ist größer als bislang angenommen. In einem internen Rating des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden dem Nachrichtenmagazin FOCUS zufolge 23 Kassen als „gefährdet“ eingestuft. Darunter sind 20 Betriebskrankenkassen (BKK). 46 Versicherer erhalten demnach in einem so genannten „Gefährdungsindex“ des Verbandes die Warn-Bewertung „zu beobachten“, darunter 30 BKKs. Nur 54 Anbieter erhielten laut FOCUS das Testat „unbedenklich“. 34 erreichten die Best-Wertung „leistungsfähig“. Namen nennt die Analyse nicht.
Das Finanzcontrolling des Verbandes erstellte das Rating laut FOCUS auf Basis der Finanzergebnisse im vierten Quartal 2009 einschließlich Forderungen und Nachzahlungen aus dem Gesundheitsfonds. Der GKV-Verband erklärte, das Bewertungsmodell befinde sich noch „im Aufbau“. Es sollten damit Kassen „herausgefiltert werden, bei denen möglicherweise Anhaltspunkte für eine Gefährdung“ vorlägen. In einem zweiten Schritt würden sie „einer ausführlichen Bewertung unterzogen“.
Bisher hatten die drei kleineren Kassen GBK Köln, BKK für Heilberufe sowie City BKK dem Bundesversicherungsamt eine mögliche Zahlungsunfähigkeit gemeldet. Bei mehreren Pleitefällen droht dem deutschen Kassensystem ein Domino-Effekt: Die schwächelnden 69 Anbieter („gefährdet“ bzw. „zu beobachten“) könnten durch Hilfszahlungen für Pleite-Kassen selber in die Knie gezwungen werden. Das Bundesversicherungsamt bestätigte FOCUS, dass ihm 19 Kassen gemeldet wurden, bei denen im letzten Quartal die Ausgaben deutlich über den Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds lagen.