Pleite-bedrohte Krankenkasse ließ Abrechnungsdaten verändern. Ziel der Krankenkasse war es, bei ihren Versicherten mehr chronische Krankheiten in den Abrechnungen zu dokumentieren, damit die Kasse mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds erhält.
Die vor der Insolvenz stehende City BKK hat mehr als eine halbe Million Euro an die
Hamburger Beratungsfirma Data to Decision (D-to-D) bezahlt, um Patientendaten
nachträglich zu verändern. Ziel der Krankenkasse war es, bei ihren Versicherten
mehr chronische Krankheiten in den Abrechnungen zu dokumentieren, damit die
Kasse mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds erhält. D-to-D stellte nach der Auswertung
von Patientenakten in mehreren Kliniken in bis zu 30 Prozent der Fälle Korrekturmöglichkeiten
fest. So hatte die Überprüfung von 1313 City-BKK-Versicherten
im Asklepios-Klinikum in Harburg zur Folge, dass bei 322 Patienten die Diagnosen
nachträglich erweitert wurde: Die City BKK erwartet allein durch diese Aktion rund
600000 Euro Mehrerlöse aus dem Gesundheitsfonds. Die Überprüfung von weiteren
3800 Patienten in anderen Krankenhäusern soll dem Unternehmen zusätzliche
Einnahmen von rund 1,3 Millionen Euro bescheren. Das Bundeswehrkrankenhaus
Hamburg räumt ein, dass es für die Überprüfung der City-BKK-Versicherten „eine
Aufwandsentschädigung pro Fall in Höhe von 30 Euro“ erhalten habe. Der Vorstand
der City BKK, Herbert Schulz, gibt zu, dass ins gesamt in mehr als tausend Fällen
die Abrechnung „optimiert“ wurde. Schulz betont aber, dass diese „Nach kodierung“
legal sei, weil nur Nebendiagnosen neu dokumentiert wurden, die tatsächlich vorhanden
waren. DER SPIEGEL 26