Greenspan: Wenn die Politiker die Ungleichgewichte in der Eurozone nicht auflösen können, wird das Problem „Euro“ auf der Straße entschieden. „Wir wissen nicht, wo das „Endgame“ beim Euro stattfinden wird“.
Ausführlich äußerte sich der frühere Fed-Chef Alan Greenspan in einem Interview bei CNBC zur Euro-Krise: Der Euro werde auch in der Zukunft große Probleme haben, prognostizierte Greenspan in dem Gespräch. Die Gemeinschaftswährung sei einem großen Druck ausgesetzt. Die Unterschiede in den einzelnen Staaten seien riesig. Wörtlich sagte Greenspan; Wir wissen noch nicht, wo das Endgame des Euro stattfindet. Die Situation in Europa sei jedenfalls sehr instabil im Moment.
Keines der Euro-Mitglieder sei fiskalisch so vorsichtig wie die Deutschen. Diese Ungleichgewichte seien ein großes Problem. Derzeit sei nicht absehbar, wie dieses Problem gelöst werden könne. Die Deutschen würden auf einen großen „ungehobenen Schatz“ sitzen, umschrieb Greenspan die aktuelle Währungssituation. Wenn die Deutschen jetzt die DM noch hätten, würde diese enorm aufgewertet.
Doch derzeit sei die Lage sehr verworren. Wenn sich die Situation zuspitzt, und die Politiker keine Lösung finden, dann werde „das Problem auf der Straße entschieden, auf den Plätzen von Athen, Lissabon, Madrid“ – so Greenspan wörtlich.
Greenspan vermied den Begriff „Währungsreform“. Die Ausführungen des ehemaligen Fed-Chefs können jedoch klar dahingehend interpretiert werden, dass er den Euro in großer Gefahr sieht und der Währungsunion praktisch keine Zukunft gibt, weil die Unterschiede in den einzelnen Ländern zu groß seien und sich auch in Zukunft nicht angleichen können.
Mit der Prognose, dass das „Problem“ auf der Straße entschieden würde, lehnte sich Greenspan für seine Verhältnisse jedoch sehr weit aus dem Fenster. Er vermied in diesem Zusammenhang zwar den Begriff „Straßenkampf“, aber letztlich können seine Aussagen dahingehend interpretiert werden, dass die Spannungen in der Euro-Zone so groß werden, dass es zu Massenprotesten kommt, was schließlich zur Auflösung der Währungsunion führt.
Greenspan wurde über eine Stunde bei CNBC gegrillt und äußerte sich über die Ursachen der Finanzkrise und der Zukunft des Finanzsystems. Dabei redete der Altmeister des Geldes über lange Strecken um den heißen Brei herum – getreu dem Motto: „Wenn ihr mich verstanden habt, hab ich etwas falsch gemacht.“
Zur Frage Inflation oder Deflation sagte Greenspan jedoch realtiv deutlich, dass derzeit eher die deflatorischen Gefahren überwiegen.