Gauck entschuldigte sich bei Wulff für Gesangseinlage von “Über sieben Brücken“ beim Sommerfest in Schloss Bellevue. “Ich habe ihm ins Ohr gesagt: Sorry, aber das war einfach dieses Lied, das mich so mitgerissen hat“ Gauck beschreibt Gefühlslage nach verlorenem dritten Wahlgang als “glücklich“ und “dankbar“.
Berlin. Der Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck hat sich beim
Bundespräsidenten Christian Wulff für seine Gesangseinlage beim
Sommerfest in Schloss Bellevue entschuldigt. In einem Gastbeitrag
in BILD am SONNTAG beschreibt Gauck, wie er dem neuen Staatsoberhaupt
ein “Sorry“ ins Ohr flüsterte.
Als Peter Maffay das Lied “Über sieben Brücken“ sang, ging Gauck
spontan auf die Bühne und sang mit. “Plötzlich dachte ich an
all die Sehnsucht, die das Lied bei uns früher in der DDR ausgelöst
hatte, als Karat es immer wieder gesungen hatte. Ich musste einfach
aufspringen und stellte mich neben Peter Maffay, um den Refrain
mitzusingen. Dann dachte ich plötzlich: Oh - das ist ja nun nicht
korrekt, was du da machst. Christian Wulff war inzwischen auch
auf der Bühne, und ich habe ihm ins Ohr gesagt: Sorry, aber das
war einfach dieses Lied, das mich so mitgerissen hat. Er hat
das verstanden und mir gesagt, wie sehr das Lied seine Frau bewegt,
immer wenn sie es hört. Wir standen noch beieinander; ich glaube,
wir waren beieinander“, so Gauck.
Sein Gefühlsleben nach dem dritten Wahlgang bei der Bundesversammlung,
in dem Wulff zum neuen Staatsoberhaupt gewählt wurde, beschreibt
Gauck mit “glücklich“ und “dankbar“: “Meine Erwartungen waren
an diesem Tage weit übertroffen worden - ich war glücklich. Ich
mochte in diesem Moment meine Emotionen nicht deutlich zeigen,
war ganz bei mir - und mancher dachte wohl, ich sei traurig gewesen.
Das stimmte nun gar nicht. Ich war einfach nur dankbar.“
Gauck war nach eigenem Bekunden mit dem Vorsatz in die Bundesversammlung
gegangen, “sofort aufzustehen und zum gewählten Präsidenten zu
gehen, zu gratulieren und Gottes Segen zu wünschen“.
Die Situation nach dem zweiten Wahlgang, in dem Wulff erneut
die Mehrheit verfehlt hatte, empfand Gauch als unglaublich spannend.
Dass er in dieser Situation mit Wulffs Ehefrau Bettina und der
Tochter Annalena reden konnte, freute Gauck und seine Lebensgefährtin
Daniela Schadt. “Es war schön, dass das unverkrampft und freundlich
möglich war. Es war auch schön, dass ich, als die Ergebnisse
kamen, meinen Kindern und allen, die um mich waren, in die Arme
fallen konnte.“