Laut BKA haben 237 Mafiosi Wohnsitz in Deutschland. „Ndrangheta" stärkste Gruppierung - Geheimpapier der Sicherheitsbehörden. Erkannte mutmaßliche Mafiosi sind vor allem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz gemeldet.
Berlin. Nach dem schweren Schlag gegen die Mafia in Italien mit
300 Festnahmen warnen deutsche Sicherheitsbehörden vor zunehmender
Kriminalität italienischer Banden auch in Deutschland. Wie die
BILD-Zeitung (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Erkenntnisse
des Bundeskriminalamtes berichtet, haben 237 mutmaßliche Mitglieder
von Mafia-Organisationen in Deutschland einen Wohnsitz. Erkannte
mutmaßliche Mafiosi sind demnach vor allem in Nordrhein-Westfalen,
Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz gemeldet.
Der BILD-Zeitung liegt ein aktuelles Geheimpapier (“VS-NfD“)
deutscher Sicherheitsbehörden über italienische Organisierte
Kriminalität in Deutschland vor.
Die meisten Bandenmitglieder (134) gehören dem Papier zufolge
dem kalabrischen ‘Ndrangheta-Clan an. Zweitstärkste Gruppierung
mit 52 identifizierten Mitgliedern ist die neapolitanische Camorra.
Drittstärkste Bande in Deutschland mit 32 offenkundigen Angehörigen
ist die sizilianische Cosa Nostra.
Wie BILD.de ergänzend berichtet, dürften diese Zahlen nur die
Spitze eines Eisberges widerspiegeln. Dazu heißt es in dem Geheimpapier
der Sicherheitsbehörden: “Bei diesen Mitgliederzahlen ist zu
beachten, dass es sich lediglich um das Hellfeld handelt. Verschiedene
Ermittlungsverfahren belegen, dass die Anzahl der in Deutschland
aktiven Mitglieder höher einzuschätzen ist.“ In den vergangenen
zehn Jahren habe es 192 Verfahren gegeben, davon allein 30 im
letzten Jahr.
Unter Berufung auf das BKA schreibt BILD.de, dass die Mafia-Banden
in Deutschland zunehmend eigene Strukturen entwickeln. So würden
“Auftragszeremonien“ (z.B. Auftragsmorde) nicht mehr in Italien
sondern in Deutschland durchgeführt.
Hauptbetätigungsfeld der Mafiosi hierzulande ist laut Sicherheitsbehörden
der Drogenhandel sowie die Eigentums- und Wirtschaftskriminalität.
Zudem müsse davon ausgegangen werden, dass Deutschland von italienischen
Bandenmitgliedern als “Flucht-, Ruhe-, Rückzugs- und Investitionsraum“
genutzt werde, vor allem für kriminelle Geschäfte in der Immobilien-
und Gastronomiebranche.
Nach Einschätzung des BKA werden innerhalb der Mafia die spektakulären
Morde im August 2007 in Duisburg inzwischen als “strategischer
Fehler“ gewertet. Der Mafia liege daran, in Deutschland “unauffällig
und im Verborgenen“ zu agieren, zitiert BILD.de aus dem geheimen
Mafia-Papier der deutschen Sicherheitsbehörden.