Protestaktionen gegen Sparmaßnahmen bei Hausärtzen trotz üppiger Honorare: Arzthonorare sind seit 2007 um bis zu 25 Prozent gestiegen. In einigen Regionen lag das Plus sogar deutlich höher. Hamburgs Mediziner etwa erhielten 25,4 Prozent mehr.
BERLIN. Mit Protestkundgebungen und Praxisschließungen wollen sich die Hausärzte in den kommenden Wochen gegen Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler wehren, die Honorare für Hausarztverträge zu kürzen. Dabei sieht die finanzielle Lage der Mediziner alles andere als schlecht aus. Nach Daten des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die dem Handelsblatt (Dienstagausgabe) vorliegen, sind die Vergütungen für die 150.000 Fachärzte und Allgemeinmediziner seit 2007 um 11,3 Prozent gestiegen. In einigen Regionen lag das Plus sogar deutlich höher. Hamburgs Mediziner etwa erhielten 25,4 Prozent mehr.
Die Einkommensverbesserungen sind Folge der Honorarreform, die die Große Koalition 2008 auf den Weg gebracht hat. Sie dürfte nach Schätzungen des GKV-Spitzenverbands dazu führen, dass sich das Durchschnittseinkommen der Mediziner in diesem Jahr auf 164.000 Euro im Jahr erhöht; 2007 hatte es noch bei 142.000 Euro gelegen. Auch in anderen Regionen Norddeutschlands und den neuen Bundesländern lagen die Honorare in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um mehr als 20 Prozent über dem Vergleichszeitraum von 2007. Mit deutlich geringeren Zuwächsen mussten sich allerdings die Ärzte im Süden des Landes begnügen. So kamen Bayerns Ärzte nur auf ein Plus von 3,5 Prozent.
Dies dürfte der Grund sein, warum der Widerstand gegen Röslers Sparpläne bei den bayerischen Hausärzten besonders heftig ausfällt. Sie wollen morgen auf einer Generalversammlung in Nürnberg darüber entscheiden, ob sie aus Protest geschlossen ihre Kassenzulassung zurückgeben. Gesetzlich Versicherte würden sie dann nur noch gegen Privatrezept behandeln.