Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) hat die Kunden angesichts der hohen Energiepreise aufgefordert, ihre Macht zu nutzen und aktiver ihre Versorger zu wechseln. Damit ließen sich „beachtliche Beträge sparen“, sagte Seehofer in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin FOCUS. „Der Verbraucher erzielt Wirkung, wenn viele Menschen handeln. Wir Verbraucher müssen aktiv werden, beim Wechseln wie beim Energiesparen.“ Der Wettbewerb auf den Energiemärkten reiche nicht aus. „Die Konzentration auf vier große Konzerne erfüllt mich mit großem Unbehagen“, so Seehofer. „Wir müssen die Energieversorgung dezentraler organisieren.“ Dazu gehöre auch der verstärkte Einsatz regenerativer Energieträger. Seehofer warf den Grünen vor, auch in diesem Bereich zu bremsen. „Die gleichen, die vor zwei Jahren noch gedrängt haben, bremsen jetzt. Die Grünen wollen keinen Atomstrom und keine Kohlekraftwerke. Jetzt wollen sie keine Wasserkraftwerke und bremsen beim Biosprit wegen der Konkurrenz ‚Tank oder Teller’. Ich warte nur noch auf den Antrag der Grünen, dass sie aus dem Leben aussteigen wollen.“
Die Forderung von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Sozialtarifen für Geringverdiener lehnte Seehofer ab. Es könne nicht sein, dass die Energiekonzerne als Privatunternehmer die Bedürftigkeit ihrer Kunden überprüften. Wer nicht in der Lage sei, seine Energiekosten zu bezahlen, bekomme Unterstützung durch Wohngeld oder ALG II.
In den kommenden Wahlkämpfen würden Energieversorgung und Energiesicherheit eine große Rolle spielen. Auch beim Einsatz der Atomenergie sei er „für eine ehrliche und offensive Debatte“, sagte Seehofer im FOCUS-Interview. „Wir müssen der Bevölkerung die Augen öffnen, dass der Ausstieg aus den sicheren deutschen Atomkraftwerken ein Irrweg ist. Sonst beziehen wir Atomstrom aus weniger sicheren Meilern im Ausland. Ich erlebe, dass die Bürger diesen Widerspruch erkennen.“
Der Präsident des Bundeskartellamtes, Bernhard Heitzer, sieht nur geringe Möglichkeiten, den Preisanstieg über schärferen Wettbewerb einzudämmen. „Vor dem Hintergrund der internationalen Preisentwicklung und der Spekulation können wir vielleicht den Anstieg dämpfen, aber sicher nicht die absoluten Preise senken“, sagte Heitzer zu FOCUS. Derzeit überprüft das Amt die Tarife von 35 großen Gasversorgern, deren Preise zwischen 25 und 45 Prozent über denen der günstigsten Anbieter liegen. „Da müssen sich die Unternehmen schon anstrengen, diese Unterschiede zu erklären“, sagte Heitzer. „Wir erhoffen uns Zusagen für Preissenkungen.“ Gibt es keine Einigung, drohen Bußgeldverfahren. Die Bindung des Gaspreises an die Entwicklung des Ölpreises lasse sich vom Kartellamt aber nicht aufbrechen. „Das sind zivilrechtliche Verträge privater Importeure mit ausländischen Lieferanten.“