Die intellektuelle Lähmung, die die höchsten Ebenen unserer Gemeinwesen ergriffen hat, erklärt, wie es möglich ist, dass alle wichtigen Treffen von Politikern und Zentralbanker kategorisch das baldige Ende der Notfallmaßnahmen der Jahre 2008/2009 verkünden, genau diese Maßnahmen aber immer weiter verlängert werden. Und wie immer in solchen Situationen wird sich diese Lähmung nur lösen, wenn eine Katastrophe eine Reaktion unvermeidbar werden lässt.
Vor diesem Hintergrund internationaler Verwerfungen wollen wir in dieser 42. Ausgabe des GEAB die Entwicklung von drei Tendenzen beschreiben, von denen wir denken, dass sie dazu beitragen werden, dass sich die Krise noch einmal massiv verschärfen wird:
- Die zunehmende Unfähigkeit der Staaten, ihre wachsenden Defizite zu finanzieren und die dadurch verursachten Staatsbankrotte
- die bei den Banken anstehenden massiven Forderungsausfälle und ihre Auswirkungen auf deren Kapitalausstattung sowie die Unfähigkeit der Banken, ihre eigenen langfristigen Verbindlichkeiten kurzfristig zu finanzieren
- Der unvermeidliche Anstieg der Leitzinsen
Zum einen ist die durchschnittliche Rentabilität beinahe jeglicher wirtschaftlicher Tätigkeit (soweit die Unternehmen nicht sogar insolvent wurden) auf zwischen 2% und 5% zurück gegangen; vor der Krise erwartete man eine Rentabilität von mindestens 10%.
Zum anderen wird das zur Verfügung stehende Kreditvolumen nicht nur wie in normalen Zeiten von Haushalten, Unternehmen und Investoren nachgefragt, sondern auch von Staaten, Städten und Gemeinden und auch den Banken selbst. Entsprechend hart und unnachgiebig ist der Wettbewerb um die zur Verfügung stehenden Kredite. Da in den letzten zwei Jahren, wie von uns vorher gesagt, ungefähr 30.000 Milliarden Dollar an fiktivem Vermögen sich in Luft aufgelöst haben, ist nicht mehr genug Geld vorhanden, die bestehenden Kredite zurück zu zahlen oder zu refinanzieren.
Gegen ein Einbrechen der tragenden Pfeiler eines Systems sind keine Rettungsmaßnahmen möglich
2010 wird das Jahr werden, in dem der Begriff der Junk-Staatsanleihen sich allgemein durchsetzen wird: 2008 begann die Reihe der Staatsbankrotte mit Island, sprang nach Lettland über, 2009 dann Irland, Kalifornien und Dubai, und heute ist Griechenland an der Reihe.
In den USA stehen dieses Jahr ebenfalls Wahlen an, und auch dort klaffen politische Verlautbarungen/ offizielle Statistiken und die Realität immer weiter auseinander. Besonders auffällig ist dies bei den Verkaufszahlen der US-Staatsanleihen. Auf der einen Seite behaupten die Regierung und die US-Zentralbank, sie gingen weg wie warme Semmel, obwohl wegen der wachsenden Defizite immer mehr davon ausgegeben werden müssen.
- Tim Geithner zaubert die Käufer von US-Staatsanleihen aus dem Hut
- Die US-Zentralbank kauft unter der Hand die Mehrzahl der US-Staatsanleihen via ihre primary dealers und andere in den Steuerparadisen wie den Cayman-Inseln, den britischen Kanalinseln, HongKong … angesiedelten Finanzinstitute
Wir glauben eher an die zweite Option. Aber dies ist genau das, was die Amerikaner den Chinesen, die einen Wertverfall ihrer Dollar-Reserven fürchten, versprochen hatten, nicht zu tun. Wir sagen daher eine radikale Verschärfung der Spannungen zwischen Washington und Peking in den nächsten Monaten voraus.
Für Japan bestätigt sich immer mehr, dass es seine Außenpolitik neu ausrichtet. Tokio sucht immer stärker den Schulterschluss mit Peking. Angesichts der großen Dollarreserven, über die Japan verfügt, wird dies zu einer Schwächung des Dollars führen. Die Liste der Konfliktpunkte zwischen Japan und den USA verlängert sich: Es geht nicht mehr nur noch um die amerikanischen Militärbasen in Japan, sondern zusätzlich auch um die Polemik zu den geheimen Abkommen zwischen Japan und den USA während des Kalten Kriegs.
Eines steht damit fest: die USA, Euroland, Großbritannien, Japan und China werden aus ihren süßen Träumen vom Aufschwung aufwachen.