Es ist eigentlich paradox. Die Fed kauft weiter munter US Staatsanleihen. Die Leitzinsen notieren bei annähernd 0 %, bei den US-Unternehmen sind die Quartalsergebnisse überwiegend positiv ausgefallen, die Frühindikatoren steigen an, die Industrieproduktion legt zu und trotzdem zeigen sich die Märkte schwach. Was läuft hier schief?
Alles nur schlechte Stimmung?
Wie immer ist die Börse von der Psychologie der Anleger bestimmt. Gestern wurde der Philly-Fed veröffentlicht, der deutlich ins Minus gerutscht ist. Damit weist er auf eine weitere Rezession in den USA hin. Die Anleger befürchten jetzt ein Double-Dip, also das zweite Eintauchen der US-Wirtschaft in eine Rezession.
Aber auch der Philly-Fed-Index ist lediglich ein umfragebasierter Index. Jeden Monat werden 250 Briefe an Unternehmen, Die mehr als 100 Mitarbeiter haben, in der Region Philadelphia verschickt.. Gewöhnlich antworten 100-150 dieser Unternehmen auf die Anfrage der Fed.
Ist es also nur die Stimmung, die zurzeit schlecht ist? Wenn dem so wäre, ergäben sich daraus ganz fantastische Tradingmöglichkeiten. Aber so einfach ist das nicht. Dass die Fed den Ausstieg aus dem Auslaufen der konjunkturstützenden Maßnahmen beschlossen hat, ist ein Zeichen dafür, dass die deflationären Tendenzen in den USA tatsächlich weiter zunehmen. Die Fed tut seit der Krise alles, um diese Deflation zu vermeiden. James Bullard, Präsident der Federal Reserve von St. Louis, hat die Fed jüngst sogar aufgefordert, noch mehr Staatsanleihen aufzukaufen, falls die Preise aufgrund eines weiteren Abschwungs der US-Wirtschaft noch mehr unter Druck kommen. Schaut man sich den Verlauf der US-Indizes an, muss man zu dem Schluss kommen, dass die institutionellen Anleger in den USA mittlerweile skeptisch sind, ob der Fed die Deflationsbekämpfung auch gelingen wird.
Zeigt die Gold-Indikator Inflations-Sorgen an?
Doch es gibt einen anderen Indikator für Deflation/Inflation, der zurzeit etwas ganz anderes aussagt: Gold!
In einer Deflation verlieren alle Assetklassen gegenüber dem Geld an Wert. In diesem Fall wäre also sogar damit zu rechnen, dass auch der Goldpreis fällt. Andererseits ist Gold der klassische Inflationsschutz. Würde der Markt also tatsächlich mit einer Deflation rechnen, sollte der Goldpreis nicht weiter ansteigen. Genau das hat er aber in den vergangenen zwei Wochen im Zusammenhang mit dem Fed-Statement getan! Wer liegt also falsch? Die Anleger, die zurzeit keine US-Aktien kaufen oder die Anleger, die zurzeit Gold kaufen.
Breite Verunsicherung
Aber vielleicht ist auch die Frage, wer falsch liegt, schon die falsche Herangehensweise. Wahrscheinlicher ist, dass die US-Anleger zurzeit in allen Bereichen höchst verunsichert sind. Die anhaltend schlechten Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt, der wieder schwächer werdende US-Immobilienmarkt und die für US-Verhältnisse extrem negative Berichterstattung, lassen einfach kein vernünftiges Anlageklima entstehen. Und so wird Gold gekauft, weil die Anleger Angst haben. Das Gold in einer Deflation nicht zu den bevorzugten Anlageklassen gehört, ist dabei wohl zweitrangig - solche Überlegungen setzten sich wenn, nur langfristig durch.
Die wichtigen Faktoren
Eigentlich sollte der Markt aufgrund der oben genannten Aspekte nach unten gut unterstützt sein. Aufgrund der negativen Berichterstattung in den USA, die besonders im September, also im Vorfeld der US-Kongresswahlen, sogar noch zunehmen könnte, müssen wir aber weiterhin mit einem schwachen Verlauf in den kommenden Wochen rechnen.
Ein Problem dabei ist nur, dass die Analysten mittlerweile fast durchweg von einem schwachen September reden. Und nur selten passiert das, wovon die Masse überzeugt ist. Das macht die aktuelle Situation leider nur noch konfuser. Wie gestern bereits geschrieben, müssen wir zudem abwarten, inwieweit der Verfallstag die aktuell fallenden Kurse beeinflusst hat. Trotzdem können wir einige wesentliche Faktoren festhalten:
1. Sobald zu erkennen ist, dass sich der US Arbeitsmarkt beruhigt, werden sich die US-Märkte stabilisieren. Ich gehe davon aus, dass das im Oktober/ November soweit ist.
2. Das gleiche gilt für den US-Immobilienmarkt. Sobald sich hier eine nachhaltige Stabilisierung oder besser noch eine Erholung zeigt, werden die Märkte ebenfalls ansteigen. Auch darauf müssen Sie Ihr Augenmerk richten. Aufgrund der mittlerweile sehr niedrigen Hypothekenzinsen rechne ich damit, dass sich der US-Immobilienmarkt spätestens gegen Ende des Jahres nachhaltiger stabilisieren wird.
3. Bis sich diese zwei Faktoren erkennen lassen, bleibt der Markt höchst anfällig für alle möglichen Nachrichten. Solange wird die Unsicherheit bestehen bleiben.
Das Alpha-Target im DAX
Und damit zum Wochenschluss noch ein kurzer Blick auf den bekannten DAX-Chart:
Der DAX ist aufgrund der sehr schlechten Nachrichten aus seinem gerade erst gebildeten Aufwärtstrend (schwarz) wieder herausgefallen. Dadurch verliert dieser auch seine Relevanz und wird deswegen nicht mehr weiter beobachtet. Allerdings verliert das Alpha-Target damit auch eine wichtige Linie, wird also leicht degradiert. Gleichzeitig entfernt sich der DAX zudem von der Mittellinie des grünen Aufwärtstrends. Somit sinkt zwar die Chance, dass das rote Alpha-Target noch erreicht wird, doch sollte man dieses wichtige Target auf keinen Fall bereits abschreiben.
Sollte es jedoch tatsächlich nicht erreicht werden, wäre dies ein entscheidendes Signal der Schwäche. In diesem Fall würde ich davon ausgehen, dass die Seitwärtsbewegung im DAX noch eine längere Weile andauern wird. Ein erster Hinweis in diese Richtung wäre dann gegeben, wenn der grüne Aufwärtstrend auch noch verlassen wird. Aber, wie bereits gesagt, warten wir ab, wie sich der Markt nach dem Verfallstag, also Anfang nächster Woche verhält. Man sollte zudem nicht vergessen: Diese Alpha-Targets haben eine enorme Anziehungskraft auf den Kursverlauf.