Nur wenige, die heute auswandern wollen, lockt das Abenteuer oder das "große Geld". Wer sich heute mit Auswanderungsgedanken trägt, sucht eine andere Lebensqualität. Weder die des entmündigenen Sozialstaates mit seiner Vollkasko-Rundum-Versorgung und -kontrolle, noch die Ellenbogen-Mentalität aufstrebender Industriestaaten mit ihrer Zusammenballung prestigesüchtiger Profi-Karrieristen.
Farmland in Panama
Von Stefan Mudry
Nur wenige, die heute auswandern wollen, lockt das Abenteuer oder das "große Geld". Wer sich heute mit Auswanderungsgedanken trägt, sucht eine andere Lebensqualität. Weder die des entmündigenen Sozialstaates mit seiner Vollkasko-Rundum-Versorgung und -kontrolle, noch die Ellenbogen-Mentalität aufstrebender Industriestaaten mit ihrer Zusammenballung prestigesüchtiger Profi-Karrieristen. Nach unserer Beobachtung suchen die Auswanderungswilligen von heute eher das genaue Gegenteil: einen Staat, eine Heimat, ein Zuhause, der/die/das die Freiheit und Möglichkeit bietet, die eigene Existenz selbstverantwortlich zu gestalten und zu sichern.
Die Mehrheit derer, die heute auswandern, sind "Wirtschaftsflüchtlinge" einer neuen Art. Sie wollen nicht unbedingt mehr Geld verdienen, sie wollen ihr Geld ANDERS verdienen oder besser gesagt: anders ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und wer aus diesen Gründen auswandern will, der weiß auch, dass dieses Unterfangen nur anders als bisher praktiziert glücken kann: im Einklang mit den Naturgesetzen und in einer Gesellschaft, die die Freiheit und Eigenverantwortung eines Individuums respektiert und schätzt. Jedenfalls habe ich noch nicht davon gehört, dass jemand ernsthaft und freiwillig in eine offene Diktatur ausgewandert wäre ... Nord-Korea steht meines Wissens jedenfalls nicht sehr weit oben auf der Hitliste der Auswanderungs-Zielländer.
Wolfram Weimer, Chefredakteur des Cicero-Magazins, beschrieb die Motivationslage in seinem Artikel vom Februar 2008 sehr treffend: "Es sind die Millionen der Mittelschicht, die die Gesellschaft tragen, sich aber von ihr zusehends weniger getragen fühlen. Sie zahlen immer höhere Abgaben, erleben Wohlstandsverluste, werden bevormundet, müssen ihre Kinder in schlechte Schulen schicken und werden dem Wettbewerbsdruck der Globalisierung mit viel weniger Schutz ausgesetzt als die ganz unten und ganz oben."
Seit dieser Artikel erschien, sind mehr als zwei Jahre vergangen und die Wirtschaftskrise hat die seinerzeitige Ausgangslage nicht verbessert - eher sogar dramatisch verschlechtert. 2008 glaubten noch die Meisten an eine schnelle Erholung von der damals beginnenden Finanzkrise. Inzwischen verbreitet sich die Einsicht, dass in der nächsten Zukunft im besten Fall große Herausforderungen auf uns zukommen - im schlimmsten Fall ein supranationaler Systemzusammenbruch historischen Ausmaßes, der zudem Kriegen - auch Weltkriegen - den Weg bereiten könnte. Auf das große Weltgeschehen konnte der einzelne Durchschnittsbürger weder damals noch kann er heute darauf Einfluss nehmen. Was er kann, ist für sich selbst und ggf. seine Familie vorsorgen.
Für jemanden, der in der friedlichen und wirtschaftlich aufstrebenden zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgewachsen ist, kommen diese Erkenntnisse einem kompletten Paradigmenwechsel gleich. Zumal sich die aus ihr ergebenden Konsequenzen einer anderen Lebensführung in Europa, insbesondere aber in der EU, kaum umsetzen lassen. Zu groß sind Reglementierung, Kontrolle und Abgabendruck. Zu teuer sind Grund und Boden, zu komplex und abhängig sind die elementaren Versorgungsstrukturen, zu bürokratisch die Hindernisse, zu gering die Akzeptanz eines autarken Lebensstils, um das "persönliche Streben nach Glück" hier verwirklichen zu können.
Und das ist nur der "atmosphärische" Teil der Argumente. Hinzu kommen die "hard facts": eine hohe Bevölkerungsdichte, viele Atomkraftwerke, denen hier nicht wirksam ausgewichen werden kann, ein hoher Anteil nicht integrierter, jedoch als privilegiert empfundener Migranten und entsprechende Ressentiments in der heimischen Bevölkerung, ein Arbeitsmarkt mit nurmehr deprimierenden Aussichten auf eine auch nur existenzerhaltende Erwerbstätigkeit, nerven-, kräfte- und kapitalzehrende Hürden beim Versuch, eine beruflichen Selbständigkeit oder gar eine eigene Firma aufzubauen.
Anfang 2010 starteten wir mit unserem Unternehmen ''rainforest-invest'' ein neues Projekt in Panama. Wir erwarben Land zum selbstversorgenden Anbau von Lebensmitteln mit angrenzendem Bauland für Wohnhäuser - die Finca Bayano. Gedacht ist die Finca in erster Linie für Investoren, die sich mit verhältnismäßig geringen Mitteln in Panama einen Zufluchtsort für weltpolitisch widrige Zeiten schaffen wollen. Dabei ist der "harte" Entschluss zur Auswanderung nicht unbedingte Voraussetzung. Die Finca Bayano ist für Alternativ-Urlauber, die ein eigenes Dauer-Urlaubsdomizil suchen, ebenso geeignet wie für Aussteiger und Auswanderer "auf Probe" und - last but not least - eben auch für Nur-Investoren, die ein nachhaltiges, langfristiges Natur-Investment suchen mit dem Zusatznutzen eines "last resort" im schlimmsten Fall.
Die Finca Bayano umfasst ein etwa 30 Hektar großes Gelände im südwestlichen Teil von Panama's Provinz Veraguas. Ein Grundstück von einem Hektar kostet zwischen 18.000 und 27.000 US-Dollar. Der Quadratmeterpreis der Baugrundstücke beträgt 4,80 Dollar. Für einen Hausbau müssen etwa ab 50 Dollar aufwärts pro Quadratmeter kalkuliert werden - je nachdem, ob einfacher oder "luxuriöser". Die Häuser können ganz oder teilweise in Eigenleistung errichtet oder aber ihr Bau auch komplett in Auftrag gegeben werden.
Bewirtschaftungsland und Baugründstücke sind nicht fest aneinander gekoppelt, sondern sind unabhängig von einander zu erwerben. Strom für das geplante Dorf der Finca Bayano kommt aus der Gemeinde Las Palmas. Für eine autarke Energieversorgung ist allerdings zusätzlich ein kleines Wasserkraftwerk an einem Wasserfall für die Zukunft geplant. Später soll ein Wasserturm zusätzlich eine gleichmäßige Wasserversorgung aller Parzellen sicherstellen. Die Internet- und Telefonanbindung wird durch eine dorfeigene, solarbetriebene Satelliten-Anlage gewährleistet sein, die Trinkwasserversorgung durch eine eigene Quelle. Ein Gästehaus im Zentrum des Dorfes soll sowohl Gäste der Bewohner als auch alternative Urlauber beherbergen. Auf der weiteren Wunschliste stehen ein Restaurant, eine Krankenstation, je ein Fußball- und Tennisplatz und vieles andere mehr.
Das Finca Bayano-Konzept sieht vor, dass die Bewirtschaftung der Agrarparzellen sowohl von den Eigentümern selbst als auch von der Betreibergesellschaft rainforest-invest vorgenommen werden kann. Im letztgenannten Fall werden die anfallenden Bewirtschaftungsaufwände durch den Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse gedeckt, deren Vermarktung unter dem Label "Bio Aleman" 2011 geplant ist.