Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, kündigt vor dem Hintergrund steigender Preise einen verschärften geldpolitischen Kurs an. Angesichts der hohen Inflationserwartungen halte er es für notwendig, „dass wir ernsthaft das derzeitige Leitzinsniveau überprüfen“, sagte Stark in einem Interviewmit dem SPIEGEL. „Es spricht vieles dafür, dass wir rasch zu einem Ergebnis kommen werden.“
Der Zentralbankrat der EZB tagt im Juli das nächste Mal. Den Zins-schritt begründete Stark damit, „dass es nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale nachoben“ kommen dürfe. Die Finanzmarktkrise hält Stark für weitgehend ausgestanden. Einige Marktsegmente normalisierten sich schon wieder, andere suchten noch nach einem neuenGleichgewicht. Der Prozess könne auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, undso lange könne der Markt sprunghaft bleiben. „Aber ich hoffe, dass das Schlimmste hinter uns liegt.“ Für die USA sagt der EZB-Chefvolkswirt nur eine schleppendewirtschaftliche Erholung voraus. „Die USA haben wahrscheinlich eine längere Phase schwachen Wachstums vor sich.