Deutsche Industrie warnt vor Überregulierung der Finanzmärkte. „Die Industrie hat die Finanzkrise nicht verursacht, deshalb wäre es geradezu fahrlässig, nun die Industrie mit neuen Finanzmarktgesetzen zu belasten“.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) befürchtet, dass der Regulierungsschub an den europäischen Finanzmärkten der deutschen Wirtschaft schadet. „Die Belange der Industrie werden in vielen Bereichen der Finanzmarktregulierung nicht ausreichend berücksichtigt“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf dem Handelsblatt (Mittwochsausgabe). „Die Industrie hat die Finanzkrise nicht verursacht, deshalb wäre es geradezu fahrlässig, nun die Industrie mit neuen Finanzmarktgesetzen zu belasten“, sagte er.
Konkrete Kritik übt der BDI an der geplanten Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für Banken. Entsprechende Pläne will die EU-Kommission voraussichtlich zum Jahreswechsel vorlegen. Demnach sollen die Banken für Darlehen an Unternehmen künftig deutlich mehr Eigenkapital hinterlegen. Davon betroffen sind alle mit gewerblichen Immobilien abgesicherten Kredite. Dabei handele es sich um ein Viertel des gesamten Kreditvolumens an die deutsche Wirtschaft. „Wenn Banken für gewerbliche Hypothekarkredite mehr Eigenkapital hinterlegen müssen, dann würden sich die Kreditkosten für die Unternehmen deutlich erhöhen“, befürchtet Schnappauf.
Der BDI warnt auch vor einer Überregulierung des Handels mit Derivaten. Viele Unternehmen benötigen diese individuell maßgeschneiderten Finanzprodukte, um sich gegen Kursschwankungen an den Devisen- oder Rohstoffmärkten abzusichern. Die geplante Standardisierung der bislang unregulierten Derivate könne die Unternehmen teuer zu stehen kommen, befürchtet der BDI. „Wenn Derivate standardisiert und an die Börse gebracht werden, dann müssen Unternehmen dort Sicherheiten hinterlegen und das bindet Liquidität“, so Schnappauf. Die EU-Kommission legt ihren Richtlinienentwurf zum Derivate-Handel Anfang September vor.