Grünen-Chef Özdemir nennt Sarrazin "Stammeskrieger". Bundesbank-Vorstand schüre "German Angst des Westens vor dem eigenen Untergang". Kritik an "Blut- und Boden-Dogma".
Hamburg, 25. August 2010, 15:33 Uhr – Der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, greift Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wegen dessen umstrittener Migrationsthesen scharf an. "Thilo Sarrazin ist ein Stammeskrieger, wie ihn sich ein Bin Laden nur wünschen kann", sagte Özdemir zu SPIEGEL ONLINE. Einmal mehr schüre Sarrazin "die German Angst des Westens vor dem eigenen Untergang und bietet als Lösung nur Schutzwälle gegen Südosten an". "Sarrazins ideologischer Rückzugsappell zum Blut- und Boden-Dogma bedeutet jedoch im Kern, die Moderne aufzugeben, für die er vorgeblich so vehement streitet", sagte Özdemir.
Sarrazin mache sich mit "denen gemein, die den Menschen nicht individuell nach seinen Weltanschauungen bewerten, sondern nach seiner kulturellen Herkunft", kritisiert der Grünen-Chef. "Anstrengungen zur Bewältigung der dramatischen sozialen Schieflage in unserem Land, nicht nur bei Migranten, erweist er damit einen Bärendienst." Özdemir warnt: "Darin liegt die Gefahr seiner populistischen Rhetorik." Das sei "ärgerlich, denn die Debatte über gegenseitige Erwartungen von Deutschen und Migranten ist viel sachlicher als Sarrazin vorgibt".