Wirbel um neuen Job des früheren EU-Kommissars Günter Verheugen. SPD-Politiker gründet mit engster Mitarbeiterin Beratungs-Unternehmen, ohne die EU-Kommission über den Wechsel zu informieren – Brüssel prüft möglichen Verstoß gegen Verhaltenskodex.
Mit seinem Wechsel in die Wirtschaft riskiert der frühere EU-Industriekommissar Günter Verheugen richtig viel Ärger. Der 66jährige, der im Februar aus dem Amt schied, hat mit seiner früheren Kabinettchefin Petra Erler ein Beratungsunternehmen in Potsdam gegründet, berichtet die WirtschaftsWoche in ihrer aktuellen Ausgabe.
Verheugen, der wie Erler als Geschäftsführer der in Potsdam ansässigen GmbH fungiert, hat seinen früheren Arbeitgeber in Brüssel nicht über den Wechsel informiert. Die EU-Kommission prüft nun, ob Verheugen gegen den Verhaltenskodex für Amtsträger verstoßen hat.
Der Kodex sieht vor, dass sich Kommissare ihre Anschlussaktivitäten nach dem Ausscheiden aus der Kommission von einem speziellen Ausschuss genehmigen lassen. Verheugen hatte dort vier Aktivitäten angemeldet, die am 6. Juli genehmigt wurden. Das waren Beraterposten für den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, die Royal Bank of Scotland, für die PR-Agentur Fleischman Hillard International Communications sowie die Union of Chambers and Commodity Exchanges of Turkey. Von dem Unternehmen in Potsdam ist in Brüssel dagegen nichts bekannt.
2006 war Verheugen wegen seiner ungewöhnlich engen Beziehung zu seiner Kabinettschefin Erler bereits ins Gerede gekommen. Der damalige Vizepräsident der EU-Kommission hatte Erler befördert, kurz bevor Bilder an die Öffentlichkeit kamen, die beide Hand in Hand zeigten. Verheugen und Erler hatten jedoch stets betont, zum Zeitpunkt der Beförderung kein Verhältnis miteinander gehabt zu haben.
Verheugens neues Unternehmen ist auch deshalb brisant, weil er stets abgestritten hatte, ein Verhältnis mit seiner früheren Kabinettchefin Petra Erler gehabt zu haben.