Stuttgart 21 ist zu einer Nagelprobe geworden. Es geht längst nicht mehr nur um Sinn oder Unsinn des Projekts, sondern darum, ob Politiker in der repräsentativen Demokratie sich wirklich als Repräsentanten ihrer Wähler begreifen oder als deren Vormünder.
Die "Berliner Zeitung" kommentiert die gesellschaftlichen Folgen aus Stuttgart 21:
Stuttgart 21 ist zu einer Nagelprobe geworden. Es geht längst nicht mehr nur um Sinn oder Unsinn des Projekts, sondern darum, ob Politiker in der repräsentativen Demokratie sich wirklich als Repräsentanten ihrer Wähler begreifen oder als deren Vormünder.
Es war die große Leistung der deutschen Volksparteien, gerade auch der CDU, dass sie den Allermeisten das Gefühl gaben, ihre Interessen würden gewahrt. Und dass sie zeigten, dass die Demokratie in der Lage ist, Entscheidungen zu korrigieren, ohne dass es zum gesellschaftlichen Zerfall kommt.
Das war der Kitt der alten Bundesrepublik. Absurderweise liefern in Stuttgart derzeit ausgerechnet die Grünen, die in Opposition zum Parteienstaat der alten Bundesrepublik gegründet wurden, jenen Kitt. Sie versuchen zu vermitteln zwischen radikalen Baumfreunden und radikalen Tunnelbohrern, während die CDU Öl ins selbstgelegte Feuer gießt.