Ich kenne einige Analysten, die behaupten, dass die entscheidenden Dinge immer in ihrem Urlaub geschehen. Tatsächlich ist es so, dass die Märkte ganz einfach keine Rücksichten auf irgendwelche Urlaube oder Auszeiten nehmen. Als ich meinen Urlaub geplant hatte, hatte sicher niemand von uns erwartet, dass der Juni 2008 der schlechteste Juni seit 1930 sein würde.
Zwei Handelstage vor Monatsende wird der Dow Jones Index aktuell mit einem Minus von 9% notiert. 1930 gab es ein Minus von 17 Prozent (die folgenden beiden Monate waren Plusmonate). Ähnlich schlecht wie der aktuelle Monat verlief noch der Juni 1962 (-8,5%). Auch hier waren die folgenden beiden Monate Plusmonate. Ein Blick auf das Sentiment zeigt, dass die Börsenbriefschreiber ihren Pessimismus in der vergangenen Woche deutlich erhöht haben. 33% Bären stehen 39% Bullen gegenüber.
Der Pessimismus hat den Wert des März-Tiefs noch nicht unterschreiten können. Gleiches gilt für das Sentiment der American Association of Individual Investors. Die AAII-Werte spiegeln sich auch in der Put-Call-Ratio der ISE wider. Hier wurde vorgestern ein Wert von 161 erreicht. Ein solcher Wert zeigt an, dass die Einzelinvestoren die Calls gegenüber den Puts viel zu deutlich übergewichten. Auch der gestrige Wert von 95 war angesichts der deutlichen Verluste an den US-Börsen viel zu hoch. Immerhin ergab sich gestern ein 90%-Abwärtstag. Der Anteil des Abwärtsvolumens am Gesamtvolumen betrug 92,2 Prozent. Solche Tage signalisieren meist einen kurzfristigen Kapitulationsstatus.
Vor drei Wochen (am 6. Juni) wurde zuletzt ein 90%-Abwärtstag registriert. Es folgte eine sieben Handelstage andauernde Seitwärtsbewegung. Charttechnisch bietet der Bereich oberhalb von 11.000 Punkten im Dow Jones Index deshalb eine Unterstützung, weil sich hier in den Jahren 1999 – 2001 eine umfangreiche Topping-Zone ausbilden konnte, die jetzt als Unterstützung wirkt. Doch auch wenn sich jetzt eine Verschnaufpause in der Abwärtsbewegung für die US-Indizes ergeben könnte, so stimmt das mittelfristige Bild nicht optimistisch. Die Januar- und März-Tiefs wurden unterboten, ohne dass die Panik besonders hoch war.
Wir hatten bereits vor Monaten für den Fall, dass der Bereich um 11.800 bis 12.000 Punkte im Dow unterschritten wird, ein Ziel von etwa 9.000 bis 9.500 Punkten ausgegeben. Vieles spricht weiterhin dafür, dass der Weg dahin dem Verlauf von 1919/20 ähneln dürfte. Wir hatten die voraussichtlichen Marktphasen für dieses Jahr in Panikphase, Hoffnungsphase und Kapitulationsphase eingeteilt.
Die Panikphase war im März 2008 beendet. Seitdem lief die Hoffnungsphase. Die Frage stellt sich, ob die Hoffnungsphase beendet istund die Kapitulationsphase begonnen hat. Anhand des Charts von 1919/20 sieht man, dass der Übergang fließend ist. Es würde uns wundern, wenn jetzt nicht nochmals der Versuch der Marktteilnehmer gemacht werden würde, die Hoffnungsphase zu verlängern. Die Kapitulation kommt in der Regel noch einem letzten Aufbäumen der Märkte. Der Juli und der August könnten dieses letzte Aufbäumen beinhalten, bevor eine Kapitulation einsetzt.
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