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Reise nach Jerusalem

Hereinspaziert ins Märchenland der Religionen. Für viele Glaubensrichtungen ist Jerusalem das Zentrum der Welt. Kein Wunder, dass die „heilige Stadt“ damit auch Auslöser von Konflikten und Kriegen ist. Eindrücke aus der Hauptstadt des Glaubens.

 

An der Klagemauer: Wunschzettel in die Ritzen...

 

Hereinspaziert ins Märchenland der Religionen. Für viele Glaubensrichtungen ist Jerusalem das Zentrum der Welt. Kein Wunder, dass die „heilige Stadt“ damit auch Auslöser von Konflikten und Kriegen ist.

Die Altstadt von Jerusalem beherbergt die Heiligtümer der größten Religionen der Welt: Islam, Christentum, Judentum. Doch damit nicht genug: Auch noch zahlreiche Abspaltungen, Ausprägungen, Sekten, Glaubensrichtungen sind hier vertreten. Insgesamt kämpfen mehr als 30 Religionen um den kleinen Platz in der jerusalemer Altstadt, die erstmals 1800 Jahre vor Christus Erwähnung fand.

Streng bewacht geht es derzeit friedlich zu in den verwinkelten Gängen, Tunneln, Kirchenkellern, Andachts- und Gebetsecken und Moscheen. Doch wer hier auf was Anrecht hat, ist noch längst nicht geklärt.

Ich betrete die Altstadt über die „Löwenpforte“ und sehe die Klagemauer – die Überreste eines alten jüdischen Tempels, auf dem jetzt die berühmte Al Aqusa Moschee steht. Oben beten die Moslems, den Juden bleibt nur die Mauer. Bewegende Szenen spielen sich hier ab. In Gebeten versunken schreiben die Menschen kleine Zettel mit Wünschen und stecken sie in die Mauerritzen. Diese sind bereits zugestopft mit Papierschnipseln. Nebenan lautes Beten in einer Behelfssynagoge während oben der Muezzin ruft. Das alles klingt irgendwie gespenstig,  irrational.

Wünschen sich all diese Menschen vielleicht nicht dasselbe? Wollen sie nicht alle in Frieden leben?

Jerusalem: Es riecht nach Weihrauch, es riecht nach Myrre, nach Räucherkerzen und nach Wasserpfeife. Glockengeläut vermischt mit dem Ruf des Muezzins. Gelockte Juden, pilgernde Nonnen, fromme Moslems. Zwischendurch eine kleine Prozession mit Kreuz.

Irgendwie liegt Spannung in der Luft. Man spürt, dass orthodoxe Religionsanhänger kaum Verständnis für die Konkurrenz haben. So ist es beispielsweise Juden verboten, die Moschee zu betreten – auch ich komme nicht rein, obwohl ich „Christ“ bin. Das verhindern wiederum stark bewaffnete israelische Soldaten, welche in diesem Fall die Moschee beschützen.

Weiter geht’s zur Grabeskirche. Hier wurde Christus nach der Kreuzigung beerdigt.  Ich schreite die Via Dolerosa herauf. Der Leidensweg Christi ist komplett zu kommerzialisiert. Spielhöllen, Souvenirshops, Konsumhöllen bis zur letzten Station des Heilands.

Im Gotteshaus angekommen lerne ich erst einmal, wie viele unterschiedliche christliche Spielrichtungen es gibt. Sie alle erheben Anspruch auf dieses Heiligtum und oftmals gab es auch Streit darum: Katholische Christen, armenische Christen, Orthodoxe Christen, griechisch orthodoxe Chrisen, und zig andere christliche Splittergruppen verehren hier „ihren“ Jesus. Jeder beansprucht ein Stück Kirche, die viel zu klein ist für die vielen christlichen Richtungen. Aus diesem Grund hatten sich die äthiopischen Christen sogar auf dem Dach einquartiert.

Und weil sie sich alle nicht einigen können, ist der Schutzherr über das christliche Heiligtum  muslimischer Herkunft. Der Moslem galt als „neutral“ im Streit der Christen um das Heiligtum.

Die Schlüsselgewalt und der Schutz der Kirche wurden der arabisch-muslimischen Familie Nusseibeh übertragen. Sie sorgt dafür, dass das Gotteshaus nachts zu- und morgens aufgeschlossen wird. Jerusalem wäre aber nicht Jerusalem, wenn das so einfach wäre. Die Nusseibehs dürfen zwar auf- und zuschließen, aber die arabisch-muslimischen Joudehs verwahren den Schlüssel.

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