Die hohen Öl- und Kerosinpreise bedrohen die Auftragslage der Flugzeughersteller Airbus und Boeing. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS unter Berufung auf Branchenschätzungen berichtet, könnten 25 bis 30 Prozent der Bestellungen zurückgestellt oder sogar storniert werden. Aktuell haben Airbus 3655 und Boeing 3645 Flugzeugbestellungen in ihren Büchern. Dies entspricht nach FOCUS-Berechnungen, die auf durchschnittlichen Listenpreisen basiert, einem Auftragswert von insgesamt mehr als 850 Milliarden US-Dollar.
Die Hersteller gehen nach ihren eigenen Prognosen davon aus, bis 2026 zwischen 24.000 und 28.600 neue Jets absetzen zu können. Diese Annahme beruht laut FOCUS allerdings auf einem durchschnittlichen Ölpreis von 70 bis 80 US-Dollar pro 159-Liter Fass. Aktuell ist Öl fast doppelt so teuer. Boeing will laut FOCUS zur Luftfahrtschau im britischen Farnborough eine neue 20-Jahres-Prognose veröffentlichen, die die aktuelle Öl- und Kerosinpreisentwicklung berücksichtigt.
Luftfahrtexperte Philipp Goedeking kritisierte Boeing und Airbus als „Berufsoptimisten“, die die Gefahr einer konjunkturellen Talfahrt nur „ausgesprochen zurückhaltend“ berücksichtigten. Er bezweifelte in FOCUS, dass beispielsweise Air Berlin „die bestellten 25 Langstreckenflieger Boeing 787 noch braucht“. Auch bei der indonesischen Lion Air ist es nicht sicher, ob sie ihre Pläne verwirklicht, ihre Flotte von 46 Flugzeugen mit weiteren 168 Boeing 737 fast zu verfünffachen. Die ungarische Wizz Air, die zu ihren 17 Airbus-Jets weitere 74 bestellt hat, will nach Auskunft einer Sprecherin „die Kostenschraube fester anziehen“.