Kritisch äußerte sich auch das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo). Da die Verschuldung speziell der privaten Haushalte ein zentrales Problem der USA sei, könne man zwar mit einer Lockerung der Geldpolitik Zeit gewinnen, um den Abbau der Verschuldung konjunkturschonend hinzubekommen. „Diese Politik birgt jedoch die Gefahr, dass sich die Verschuldungsniveaus nur soweit anpassen, dass sie zu den derzeit extrem niedrigen Zinsen tragfähig erscheinen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen Handelsblatt Online. „Zudem ist zu befürchten, dass der Staat seine Verschuldung in einem Maße ausweitet, das ohne Fed-Programme und Niedrigzinspolitik sehr problematisch sein kann.“
Der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, sieht die Maßnahmen der Fed als „Akt der Verzweiflung vor dem Hintergrund einer blockierten Politik“. Die geldpolitische Stimulanz werde aber angesichts einer immer noch labilen Lage im Finanzsektor „kaum eine direkte stimulierende Wirkung in der amerikanischen Wirtschaft entfalten“, sagte Horn Handelsblatt Online. Mit Verzögerung könnten sich dennoch „auf indirekte Weise positive Effekte einstellen“, fügte der IMK-Chef hinzu. „Mit der höheren Liquidität dürften die Kurse an den Wertpapierbörsen steigen und sich auf diese Weise die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen und das Vermögen der privaten Haushalte erhöhen.“
Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, glaubt nicht, dass die US-Wirtschaft mit dem Fed-Manöver schneller auf die Beine kommen wird. „Die Konsumenten sind zu hoch verschuldet und lassen sich durch die ultra-lockere Geldpolitik der Fed nicht dazu verführen, mehr auszugeben und die US-Wirtschaft anzuschieben“, sagte Krämer Handelsblatt Online. „Stattdessen schafft die Fed ein Klima, das risikoreiche Anlageformen wie Aktien begünstigt.“ Wenn Anleger mit Staatsanleihen nicht verdienen können, müssten sie mehr in risikoreiche Anlagen investieren. Der Dax dürfte daher nach Krämers Einschätzung auch nach der Jahreswende weiter steigen.