Florida geht in die Offensive. Wegen betrügerischen Kreditvergabepraktiken will der US-Staat den größten Kreditvermittler, Countrywide, verklagen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Menschen absichtlich Kredite angedreht zu haben, von denen von Vornherein feststand, dass sie diese niemals bedienen konnten.
Das verbrecherische an diesem Vorgang sei, dass Countrywide von Anfang an wusste, oder wissen konnte, dass die aufgenommen Hypotheken die Kunden überforderte. Nur der Umstand, dass diese Schulden an andere Banken - besonders in Europa - weiterverkauft werden konnten, hat Countrywide ausgenutzt, um Durchschnittsverdienern extrem hohe Hypotheken zu verkaufen.
Darüber hinaus habe das Unternehmen seine Kunden über Abzahlungsmodalitäten und Zinslast bewusst und gewollt getäuscht.
In den USA war es zu Boomzeiten üblich, den Hypothekennehmer mit geringen Anfangszinsen zu locken. Was dann im Kleingedruckten stand, haben viele Leute nicht verstanden. Niedrige Anfangszinsen führten allerdings schließlich zu exorbitanten Zinsen - Jahre nach dem Kreditabschluss. Die Zinsen waren dann meist so hoch, dass der Kreditnehmer Pleite ging.
Dahinter stand die Spekulation, dass sich der Immobilienmarkt in den USA weiter nach oben bewege und die höheren Zinsen schließlich mit gestiegen Grundstückswerten beglichen werden könnten.
Doch jedem Fachmann war von Anfang an klar, dass der Immobilienmarkt nicht unendlich weiter steigen könne. Dies allerdings hätte Countrywide seinen unwissenden Kunden vorgegaukelt und sie zur Aufnahme extrem hoher Schulden veranlasst.
Florida ist der dritte US-Staat, welcher Countrywide wegen illegaler Praktiken verklagt. Zuvor haben schon Kalifornien und Illinois ein Verfahren gegen den Kreditvermittler angestrengt.