Versprochen ist versprochen. Telebörse-Moderator Raimund Brichta hat nicht vergessen, dass er an dieser Stelle noch eine Prognose für den Dax abgeben wollte. Hier nun die Vorhersage zum Jahresendspurt.
Es wird Zeit für ein neues Ziel für den Dax, nachdem unser Börsentier seine Agenda 2010 inzwischen brav abgearbeitet hat. Wie am Jahresanfang in meinem Plan A vorgegeben, verfing es sich monatelang in der Problemzone oberhalb von 6.000 Punkten, aus der es erst Mitte Oktober eine Befreiung nach oben gab. Mancher Leser wurde schon ungeduldig und warf mir vor, dass ich in der Zwischenzeit so lange zur Börsenentwicklung geschwiegen habe. Aber warum sollte ich mich zu Wort melden? Solange alles nach dem Langweiler-Plan lief, gab es nichts Neues zu sagen. Erst jetzt, wo der Ausbruch offensichtlich gelungen ist - übrigens nicht ganz überraschend im Herbst -, wird es wieder interessant.
Im Januar schrieb ich dazu: "Und selbst wenn wir lange gähnen müssten, könnte 2010 noch ein kleines Plus herauskommen. Die augenblicklichen Gewinnschätzungen für die Dax-Firmen in diesem Jahr rechtfertigen sogar einen Dax-Stand von 6.900 bis 7.000 Punkten, sofern sie eintreffen. Das wäre noch einmal ein Plus von gut 15 Prozent und alles andere als langweilig." Na bitte, genau danach sieht es nach dem Ausbruch nun aus. Die Gewinnschätzungen mussten nämlich nicht nach unten korrigiert werden, so dass der Dax noch lange nicht zu teuer ist. Die 7.000 Punkte sind in diesem Jahr also locker erreichbar.
Aber das ist längst noch nicht alles. "Ein Jahr zum Gähnen wäre eine gute Voraussetzung dafür, dass 2011 umso munterer verläuft", schrieb ich im Januar. Auch daran gibt es nichts zu ändern, sondern allenfalls zu konkretisieren. Nach zehn gähnend langen Monaten dürfen wir uns nun nämlich darauf freuen, dass der Dax im nächsten Jahr seine alten Höchststände bei etwas über 8.000 Punkten erreicht, vermutlich sogar leicht übertrifft. Konkret leite ich aus den gegenwärtigen Gewinnschätzungen für die Dax-Unternehmen ein Dax-Ziel von rund 8.300 Punkten ab, erreichbar irgendwann im Lauf des Jahres 2011.
Solche Ziele machen gerade dann besonders viel Sinn, wenn sie sich nicht nur aus der Gewinnentwicklung der Unternehmen, sondern auch aus dem Marktverhalten ableiten lassen - also aus den Faktoren, die man mit Markttechnik umschreibt. Und genau dies ist der Fall: Bereits zweimal in seiner Geschichte, nämlich in den Jahren 2000 und 2007, hat der Dax die 8.000 Punkte erreicht und leicht übertroffen. Nun hat er mit dem Ausbruch aus seiner jüngsten Problemzone das Signal dafür gegeben, dass er einen dritten Anlauf dorthin wagen will. Technik und fundamentale Berechnung gehen hier also Hand in Hand, was ein Erreichen des Zieles umso wahrscheinlicher macht.
Apropos Wahrscheinlichkeit: Hundertprozentige Sicherheit gibt es natürlich nie, sondern es kann an der Börse immer nur darum gehen, Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Überwiegen die Chancen, investiert man, überwiegen die Risiken, lässt man es bleiben. Deshalb sage ich auch von vornherein klipp und klar, wann sich das jüngste Kaufsignal in ein Fehlsignal verwandeln würde - auch wenn ich damit im Moment nicht rechne: Dann nämlich, wenn der Dax wieder deutlich unter 6.300 Punkte fallen sollte. Man sollte diese Marke einfach im Auge behalten, um zu wissen, wann man im Notfall die Reißleine zu ziehen hat.
Ungefährlich, ja sogar wünschenswert wäre es dagegen, wenn es noch einmal einen Rückschlag auf das Ausbruchsniveau zwischen 6.300 und 6.400 Punkten gäbe – unter Umständen auch erst nach Erreichen des Zwischenzieles von 7.000. Wenn es so käme und der Dax danach wieder nach oben abdrehen würde, wäre das sogar eine lehrbuchmäßige Bestätigung des jüngsten Ausbruchs.
Auf die Frage "hopp oder top?" gibt es für mich zurzeit also nur eine Antwort: Top, Dax, die Wette gilt!