Sarrazin spricht über die Veränderungen im Buch. “Ich distanziere mich von nichts“. Steinbrück kritisiert Umgang der SPD mit Sarrazin. “Abgesehen von den letzten Kapiteln kann man weiten Teilen von Sarrazins Analyse kaum widersprechen."
Berlin - Thilo Sarrazin hat sich zu Änderungen in der neuen Auflage
seines Bestsellers “Deutschland schafft sich ab“ geäußert. Der
BILD-Zeitung (Montagausgabe) sagte er zu den am Wochenende bekannt
gewordenen Textänderungen: “Ich distanziere mich von nichts.“
Seit der 11. Auflage von “Deutschland schafft sich ab“ fehlt
u. a. ein Satz zu Erbkrankheiten aufgrund der hohen Zahl von
Verwandtschaftsehen bei Muslimen. Sarrazin sagte BILD: “Die Aussage
gab denjenigen Munition, die zu Unrecht behaupten, dass ich die
Probleme muslimischer Migranten auf genetische Ursachen schiebe.“
Falsch sei der gestrichene Satz aber nicht.
Die “Klarstellungen und unbedeutenden Änderungen“ seien übrigens
schon seit Ende September im Buch: “Es wundert mich, dass das
bislang niemand gemerkt hat.“
Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinrück (SPD)
hat den Umgang seiner Partei mit Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin
kritisiert. In einem Interview der BILD-Zeitung (Montagausgabe)
sagte Steinbrück: “Ich bin gegen einen Parteiausschluss. Die
SPD vermittelt dadurch dem breiten Publikum den falschen Eindruck,
sie wolle die Debatte loswerden. Das Echo zeigt aber, dass viele
Bürger über Zuwanderung und vermurkste Integration reden wollen,
auch in der SPD.“ Er fügte hinzu: “Abgesehen von den letzten
Kapiteln kann man weiten Teilen von Sarrazins Analyse kaum widersprechen.
Das Echo auf sein Buch geht darauf zurück, dass sich viele Menschen
in ihren Alltagserfahrungen mit konkreten Integrationsproblemen
wiedererkennen.“
Steinbrück kritisierte auch die bisherige Integrationspolitik:
“Bis heute haben wir kein vernünftiges Zuwanderungskonzept. Wir
haben zugelassen, dass Millionen Menschen geringer Qualifikation
direkt in die Sozialsysteme einwanderten und vom Staat - also
der Solidargemeinschaft - unterstützt wurden. Zuwanderer mit
vielen Kindern können - ebenso wie Deutsche - über Sozialleistungen
ein Familieneinkommen erzielen, das nahe oder sogar über dem
Erwerbseinkommen eines arbeitenden Bürgers liegt. Das schafft
eine gefährliche Schieflage. Manche Zuwanderer können sogar Geld
an Angehörige in der alten Heimat überweisen. Das sind Fehlanreize,
die sich Einwanderungsländer wie Kanada oder Australien nicht
leisten.“