Nur wenige Stunden war am Dienstag Abend ein Artikel auf welt.de online, in der über die kommende Transferunion innerhalb der EU berichtet wurde. Ein einmaliger Vorgang und gleichzeitig ein böses Omen für das, was uns vielleicht noch in diesem Jahr bevorsteht.
Update 17 Uhr: Der Beitrag auf welt.de ist seit Nachmittag wieder online.
Der "Welt"-Autor Günther Lachman berichtete am Dienstag Abend über eine drohende Transferunion. Der Artikel erschien auf www.welt.de - Titel: "Merkel will den Aufschwung vor den Iren retten". Doch dieser Artikel wurde kurz nach Erscheinen wieder einkassiert: http://www.welt.de/politik/ausland/article10970613/Merkel-will-den-Aufschwung-vor-den-Iren-retten.html
Szenario: eigentlich bleibt angesichts der drohenden Staatsbankrotte an der Euro-Peripherie gar nichts mehr übrig, als dass Deutschland für die Schwachen zahlt. – Übrigens ein Szenario, welches von Euro-Kritikern von Anfang an so beschrieben wurde. Jetzt allerdings wird es offenbar ernst! Die Lage scheint so angespannt, dass der entsprechende welt.de Artikel offenbar von ganz oben zurück gepfiffen wurde. Die Hintergründe, warum der Artikel erst veröffentlicht und dann wieder zurückgezogen wurde, sind unbekannt. Nur wenige Stunden war der Bericht online. Jetzt ist er nicht mehr zu finden, noch nicht einmal im Cache von Google.
Der Vorgang wirft ein furchtbares Licht auf die Zukunft des Journalismus in der Euro-Zone. MMnews gelang es gerade noch rechtzeitig, eine Kopie des Artikels zu machen. Lesen Sie hier, was den Lesern auf welt.de vorenthalten wird:
Hier der auszugsweise der ursprüngliche Originalartikel von welt.de:
Merkel will den Aufschwung vor den Iren retten
von Günther Lachmann
Angela Merkel fürchtet ein Scheitern des Euros und damit ein Scheitern Europas. Über die drohenden Folgen sprechen weder sie noch die Opposition.
In der vergangenen Woche bekam Kanzlerin Angela Merkel Besuch vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet. Den EZB-Chef trieb die Sorge um den Euro nach Berlin. Anlass der Stippvisite, von der kein öffentliches Aufhebens gemacht wurde, war die angespannte Lage der irischen, griechischen, portugiesischen und spanischen Staatsfinanzen. Deshalb, so heißt es in Berlin, sei auch Finanzminister Wolfgang Schäuble zu dem Gespräch hinzugebeten worden.
Trichets Botschaft an die Deutschen soll unmissverständlich gewesen sein. Es sei nunmehr unausweichlich, dass die Reichen für die Armen in Europa einstünden, soll er gesagt haben. Oder anders ausgedrückt, es werde Zeit für deutsche Hilfszahlungen an die vom Staatsbankrott bedrohten Länder.
Trichets Szenario muss Angela Merkel sorgenvoll gestimmt haben, sehr sorgenvoll sogar. Auch wenn sie nur ein kleines bisschen dieser Sorge auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe durchblicken ließ.
„Scheitert der Euro, scheitert Europa“, sagte die Kanzlerin in ihrer Rede. Der Euro sichere den Frieden. Sie sprach von der Aufgabe, eine neue Stabilitätskultur in Europa zu verankern. Aber wie dies geschehen soll, das sagte Merkel leider nicht.
Seit Triches Besuch im Kanzleramt kursieren nun Gerüchte, Merkel und Schäuble hätten mit ihm über weit mehr als nur Hilfszahlungen gesprochen. Von der Einführung einer Transferunion sei die Rede gewesen, also einer Art Finanzausgleich wie es ihn unter den Bundesländern gibt. Damit wäre Deutschland zu milliardenschweren Hilfszahlungen an bedürftige Länder verpflichtet. Will es das? Vielleicht bleibt ihm gar keine andere Wahl. Aber haben die Bürger nicht ein Recht darauf zu wissen, was da auf sie zukommt?
(...)
Wie aber dieses deutsche Wachstumswunder vor der an den Rändern der Währungsunion aufziehenden Katastrophe geschützt werden kann, das sagt den Menschen niemand. Oder kann es gar nicht geschützt werden?
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Bekannt ist auch, wie tief die deutschen Banken in dem Schlamassel drinstecken. Rund 140 Milliarden Dollar haben sie den Iren in der Vergangenheit leichtfertig hintergeworfen. Griechenland, Italien, Portugal und Spanien bekamen ebenfalls großzügig Kredite. Insgesamt sind es 530 Milliarden Euro. Jetzt bangen sie darum, ob sie auch nur einen Bruchteil des Geldes jemals wiedersehen, denn das Gespenst vom Staatsbankrott geht um.
(...)
Auch die heraufziehende Schuldenkatastrophe in Europa bedroht den Wohlstand. Sie begann vor über einem Jahr. Die Anzeichen, dass einige Länder ich nicht länger standhalten können, mehren sich.
(..).
Wie groß wird die Enttäuschung sein, wenn die Katastrophe tatsächlich auch über Deutschland hereinbricht, die Wirtschaftskraft erlahmt und der Staat weitere Schulden machen muss. Wenn Steuern und Abgaben steigen, der Wohlstand aber sinkt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dann noch mehr Menschen als heute auf die Straße gehen gegen eine Politik, in die sie jeden Glauben und jedes Vertrauen verloren haben. Könnte ihnen dann ernsthaft jemand widersprechen?
Hinweis: wenn man den Link des ursprünglichen Artikels anklickt
www.welt.de/politik/ausland/article10970613/Merkel-will-den-Aufschwung-vor-den-Iren-retten.html
kann man in der Browserzeile oben Folgendes lesen:
http://www.welt.de/politik/ausland/article10970613/NICHT-PUBLIZIEREN-Merkel-will-den-Aufschwung-vor-den-Iren-retten.html
Die Zensur ist sozusagen in der Browserzeile dokumentiert.