Staat frisst Lohnerhöhungen zum Großteil wieder auf. Arbeitgeber fordern “Bündnis für mehr Netto“. Lohnsklaven müssen von ihrem Gehaltsplus teilweise mehr als die Hälfte als Steuern und Sozialabgaben wieder abführen. In einigen Fällen erhöhe sich der Steueranteil am Einkommen sogar fast doppelt so stark wie der Lohn.
Berlin. Der deutsche Fiskus schöpft nach einem Bericht der BILD-Zeitung
(Freitagausgabe) einen großen Teil der Lohnerhöhungen über die
Einkommenssteuer wieder ab. Wie die Zeitung unter Berufung auf
Berechnungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) meldet, müssen
Beschäftigte von ihrem Gehaltsplus teilweise mehr als die Hälfte
als Steuern und Sozialabgaben wieder abführen. In einigen Fällen
erhöhe sich der Steueranteil am Einkommen sogar fast doppelt
so stark wie der Lohn. So verdiene beispielsweise ein Elektriker
in der Stahlindustrie mit einem monatlichen Tarifgehalt von 2313
Euro in der Steuerklasse I seit Oktober 3,6 Prozent oder 83 Euro
mehr. Die Steuerlast sei gleichzeitig aber um sieben Prozent
gestiegen, hat der BdSt errechnet. Netto verblieben dem Elektriker
vom Lohnplus dadurch nur 42 Euro. Verbandspräsident Karl Heinz
Däke macht unter anderem den Verlauf des Steuertarifs und die
kalte Progression für die hohen Abzüge verantwortlich. “Schuld
ist auch der starre Steuertarif, der bei allgemeinen Lohnerhöhungen
nicht nach oben angepasst wird“, sagte Däke der BILD-Zeitung.
Die Bundesregierung müsse ihr Versprechen einlösen und diese
“Ungerechtigkeit abschaffen“. Der Präsident der Bundesvereinigung
Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, verlangte
in der Zeitung “ein Bündnis für mehr Netto“. Der Verbandschef
forderte “die Gewerkschaften auf, gemeinsam mit den Arbeitgebern
für die Senkung der Sozialabgaben einzutreten“.