Irland kommt unter den Rettungsschirm – who´s next? Hartz IV für Länder und Kommunen besser als ein „D-day“!? Kommen jetzt mehr „zinsvariable“ Anleihen? Sorgen um Immobilienfonds und Schiffsbeteiligungen. GM-IPO ein voller Marketing-Erfolg. Herbstrallye bleibt (noch) intakt.
von Andreas Männicke
Irland kommt nun doch unter dem Rettungsschirm der EU, was die Aktienmärkte positiv aufgenommen haben. Ich gehe davon aus dass viele Länder demnächst „Hartz IV“ bei der EU bzw. beim IWF beantragen werden und ebenso viele Kommunen kurz vor der Pleite stehen und damit ihre Staatsaufgaben nicht mehr hinreichend erfüllen können. „Flickenschusterei“ ist das wenig befriedigende Motto der Zukunft. Vielen EU-Staaten droht der Staatsbankrott und durch EU-Transferzahlungen wird dies vermieden. Der IWF-Chef Kahn hat es unmissverständlich betont: Die Finanzkrise ist keinesfalls beendet, nur konnte bisher der Finanzgau – auch durch das Gelddrucken der FED – vermieden werden. Es bleibt also ein Tanz auf dem Vulkan.
Anders als in Griechenland geht es in Irland in Wahrheit und die Rettung einiger systemischer Monsterbanken. Die EU rettet also nicht das immer noch recht wohlhabende Irland, sondern nur deren Banken, was aber zeigt, dass das Bankenproblem noch nicht befriedigend gelöst wird. Der Ruf nach einem Europäischen Bankenrettungsfonds und einer Europäischen Bankenaufsicht wird wieder laut.
Griechische Anleihen haben schon wieder eine Rendite von 11,66%, Irland von 8,17%, Portugal von 6,6% und Spanien von 4,6%, Deutschland vor nur von 2%. Diese „Renditetiger“ sind solange für den Anleger attraktiv, solange der EU-Rettungsschirm hält. Eines ist klar: je höher die Rendite, desto höher die Risiken eines Staatsbankrotts und damit aber das Risiko eines „D-Days“, also eines „Domino-days“ mit unüberschaubaren Kettenreaktionen, die mit einem Schlag alles vernichten können, was bisher mühevoll an Vertrauen nach der Lehman-Pleite aufgebaut wurde.
Es wird wohl demnächst für einige Defizitsünder so etwas wie variable EU-Anleihen geben (müssen) ohne festen Zins und ohne feste Laufzeit, so dass – ähnlich wie bei Aktien – der Käufer auch ein nicht unerhebliches Verlustrisiko trägt. Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler dauerhaft für Managamentfehler von Banken in Anspruch genommen wird. Da müssen dann auch die Zeichner von Anleihen mit ins Risiko. Eine Anleihe mit variabler Laufzeit und variablen Zinssatz hätte dann aber auch ein niedrigeres Rating. Schon seit geraumer Zeit zocken russische Oligarchen wild in Irland-Anleihen. Das geht solange gut, solange es ein EU-Rettungsschirm gibt. Wichtiger aber ist die „Zwangs-Sanierung“ von Banken mit zweifelhaften Forderungen und dann müssten vor allem die Anleihenzeichner mit ins „Rettungsboot“ genommen werden und das bedeutet erhöhter Abschreibungsbedarf für die Anleihenzeichner. Da dies aber wiederum überwiegend deutsche und britischen Banken/Versicherungen sind, nimmt man jetzt erst mal den europäischen (=deutschen) Steuerzahler in Anspruch, um den „D-day“ zu vermeiden. Auch die deutschen Landesbanken müssen konsolidiert und „marktschonend“ abgewickelt werden, denn deren fragwürdiges Geschäftsmodell hat sich schon lange erledigt.
Ich empfehle, dass sobald wie möglich „variable Floater“ auf den Markt kommen und jeder der diese Anleihen zeichnet, muss wissen, dass er ein Verlustrisiko einkalkulieren muss. Dann werden wohl noch mehr Banken/Versicherungen und Pensionskassen in Aktien gehen, was wiederum zu einer Kursrallye bei Aktien führen würde. Gleichzeitig muss der Deleveraging-Prozess und damit die Stärkung des Eigenkapitals – auch steuerlich - gefördert werden, um aus der Schuldenfalle herauszukommen. Dies könnte dann sogar liquiditätsbedingt zu einem Boom bei Aktien führen, weil sich dann das Anlageverhalten der Versicherungen und Pensionskassen schlagartig ändern würde. Die Versicherungen und Pensionskassen gehen doch nur deswegen so stark in Anleihen, weil sie dort relativ sichere Renditen, vor allem aber sichere Auszahlungstermine erhoffen. Dies funktioniert im Moment aber nur zu Lasten des Steuerzahlers und dem Gelddrucken der FED. Dieses Schneeballsystem von revolvierenden Krediten muss aufhören, zu existieren, denn dies ist nur ein künstliches hinausschieben des „D-Days“.
Durch den EU-Rettungsschirm wird aber auch nur ein grundsätzliches Problem in die Zukunft verlagert, nämlich die Refinanzierung von auslaufenden Staatsanleihen. Portugal ist der nächste Kandidat, der unter das EU-Rettungsadach kommen könnte. Ich betrachte das nur als Vorboten einer kommenden Krise, die in dem „Domino-Day“ enden könnte und dies würde dann den Staatsbankrott von vielen Ländern der Welt bedeuten. Bedenken Sie bitte, dass sich die Defizitsünder Griechenland und Irland immer noch in einer tiefen Rezession befinden, ganz im Gegensatz zu Deutschland und vielen Emerging Marktes. Deutschland wird Zahlmeister für die „PIGS“, nur allzu lange kann sich Deutschland aufgrund der knappen Kassen auch nicht mehr erlauben.
Ein „D-day“ würde über Nacht Vermögen in Billionen-Volumen vernichten so wie dies faktisch schon im Oktober 2008 der Fall war. Das Kartenhaus der Kreditexpansion und vor allem das Schneeballsystem der FED würden dann zusammenbrechen und es würde dann alle Gläubiger auf dem Boden der Tatsachen kommen, nämlich der faktischen Nicht-Zurückbezahlbarkeit der Kredite. Dann müssen viele Länder und Kommunen der Welt auf einem Schlag Hartz IV oder eine Insolvenz nach dem Muster der privaten Insolvenz in Deutschland beantragen. Auch da müssen zum Großteil die Gläubiger (mit)bluten.
Nach dem Maya-Kalender wäre dies aber erst am 21. Dezember 2012, wo der Maya-Kalender endet und „somit“ nach „Expertenmeinung“ der Weltuntergang droht. Dies beutet aber auch den Sprung in eine neue Zeit und so hoffen es die Optimisten, in eine neue Bewusstseinsstufe namens „weniger Gier ist mehr“, was sich sehr begrüßen würde. Zudem würden dann andere Werte mehr zählen wie gegenseitige Unterstützung (also weniger Egoismus), mehr Solidarität, mehr Förderung der Kreativität und Innovation, weniger Ausbeutung, weniger Egoismus, weniger einseitige Machtausübung, weniger Gefälle von Reich und Arm, weniger Spekulationsblasen und mehr reale und produktive Werte, dies alles auch ohne die Natur (übermaßen) auszubeuten und zu belasten.
Ein finanzielles Fiasko droht weiterhin schon jetzt bei einigen Immobilienfonds und Schiffsbeteiligungen, die mehr und mehr in Schieflagen geraten oder geschlossen werden müssen. Dennoch halte ich ausgesuchte Wohnimmobilien (in Prag) in guten Stadtlagen für eine attraktive Möglichkeit, der langfristig wahrscheinlich steigenden Inflation zu begegnen. Auch 120 deutschen Krankenkassen stehen kurz vor der Pleite, was man dann „gesunde Konsolidierung“ eines kranken Systems nennen wird.
Noch sind aber die Weltbörsen aufgrund der guten Unternehmensdaten und vor allem wegen der fragwürdigen FED-Überflutung in Hausselaune. Das mit Spannung erwartete IPO von GM war ein voller „Marketing-Erfolg“, den die USA auch mental brauchte nach dem Motto: „US is back!“. Mit 23 Mrd. USD war das IPO des Pleitekandidaten GM auch das größte IPO in der amerikanischen Börsengeschichte. Auch GM bekam lange Zeit „Hatz IV“ vom Staat und ist nun wieder mit staatlicher Hilfe zurück im Geschäft, was viele Anleger beruhigte. Der Aktienkurs sprang gleich um 10% in die Höhe, was wiederum auch die Weltbörsen zu einem satten Kursanstieg verhalf.
Der RTS tendierte seitwärts bei 1600, was ein Kursplus von 10 % seit Jahresbeginn bedeutet. Das Softwareunternehmen IBS Group rückte jetzt als erstes russischen Unternehmen in den Geregelten Markt an der Frankfurter Börse. Die IBS Group ist auch schon ein voller 1000% seit dem Tief in 2009. Die deutschen Beteiligungsgesellschaft KREMLIN AG hat die IBS Group in ihrem russischen Nebenwerte-Portfolio sehr hoch gewichtet, was sich auch schon ausgezahlt hat. Ein voller Erfolg war auch das IPO der russischen „Google“ Mail.ru. Das IPO an der Londoner Börse war 20-fach überzeichnet und der Kurs stieg nach dem IPO gleich von 25,7 auf 27,7 €. Im nächsten Jahr dürfte die Moskauer Börse durch die „Privatisierung 2.0“ belebt werden, die in diesem Jahr trotz der niedrigen Bewertung etwas (zu) stiefmütterlich von der globalen Großanlegern behandelt wird, was aber wiederum nachholpotential für 2011 bedeutet.