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Rettungspakete I, II, III & IV

Po-Go: Portugal  in den Rettungsschirm gedrängt.
Do-Re: Verdoppelung des Rettungsschirms.
We-Nee: Weber hält Ausschöpfen des Rettungsschirms für "unwahrscheinlich".

 

Von Kornelius Purps, UniCredit Research 

Eine große deutsche Baumarktkette ist bekannt dafür, in ihrer Werbung auch dem unbegabtesten Hausmann das Arbeiten mit Bohrhammer und Schraubendreher schmackhaft zu machen. Und sollte mal etwas schief gehen, dann seien die freundlichen Fachberater in den fußballstadiongroßen Filialen natürlich jederzeit bereit, helfend unter die verschwitzten Arme zu greifen. "Das grenzenlose Haus" ist eine der Werbekampagnen, die suggeriert, jeder wäre in der Lage, sich seine eigene Designervilla zusammenzuschustern. Davon infiziert, legte dieser Tage ein 64jähriger Rentner in Thüringen Hand an und mauerte was der Mörtel hergab. Als er fertig war, stellte er fest: Ausgang vergessen. Mit Notrationen hielt sich der gescheiterte Bauherr über's Wochenende am Leben. Schließlich nahm er den Pressluftbohrer (hat der Bastler von Welt heutzutage immer 'am Mann') und bohrte sich seinen Weg ins Freie. Freilich nicht durch sein gerade erstelltes Mauerkunstwerk, sondern durch die Brandmauer zum Nachbarn. Dort wurde er von zwei als Polizisten verkleideten Sicherheitskräften der Baumarktkette in Empfang genommen…

Was sich anhört wie eine ganz normale Geschichte aus dem Leben deutschen Kleinbürgertums, ist in Wahrheit eine melancholische Parabel auf die aktuellen Probleme der Europäischen Währungsunion: Auch wir dachten, jeder sei in der Lage, eine Währungsunion zu gründen. Auch wir dachten, das Bauwerk benötige keinen Ausgang. Auch wir dachten, mit E-Pa und Bohrhammer ("Stabilitäts- und Wachstumspakt") stets die lebenserhaltenden Rettungsinstrumente zur Hand zu haben. Und auch wir wählten, als Probleme auftauchten, den Ausgang auf der anderen Seite (Rettungspakete I, II, III & IV).

Geläutert ob der nicht marktberuhigenden Wirkung der bisher getroffenen Maßnahmen, ändern "wir" jetzt die Baupläne: Statt soliden Mauerwerks sollen die vier Wände überwiegend aus Notausgängen bestehen. Zunächst wurde Irland mit Nachdruck gebeten, sich in die helfenden Hände der Baumarktfazilitäten zu begeben (Rettungsfonds EFSF). Nun, so behauptet ein Artikel in der Financial Times Deutschland, geschehe mit Portugal genau das gleiche: Die EZB und eine Mehrheit der Euro-Länder drängten nach Informationen der FTD darauf, dass Portugal einen Antrag auf Hilfen durch den EFSF stelle. Kalkül dieser Forderung: Spanien sei stark in Portugal "engagiert", und wenn Portugal unter dem blau-gelben Rettungsschirm stünde, sei Spanien safe, wird argumentiert.

Denn das ist natürlich die größte Sorge unter den Anlegern: Nach Griechenland und Irland wären Portugal und schließlich Spanien die nächsten Länder, die sich aufgrund unbezahlbarer Renditen in den Kapitalmärkten (und nur deshalb!) in die Obhut des Rettungsfonds begeben müssten. Wenn man so weit denkt, dann stellt sich natürlich die Frage, ob die bereitgestellten Rettungsmittel überhaupt ausreichen. An diesem Punkt rechnete Bundesbank-Präsident Axel Weber gestern vor: €110 Mrd. Griechenland, €440 Mrd. EWU-Fonds, €60 Mrd. EU-Fonds, €250 Mrd. IWF-Beitrag plus €65 Mrd. EZB-Käufe ergibt eine Versicherungssumme in Höhe von €925 Mrd. Dagegen stünden Verbindlichkeiten in Griechenland, Irland, Portugal und Spanien im Umfang von €1.070 Mrd. Fehlten "im unwahrscheinlichen Fall eines Negativszenarios" (Weber) rund €150 Mrd. "An dieser Differenz wird der Euro nicht zerbrechen" konkludierte Weber. Dennoch gibt es laut Angaben der Welt in der EU Kommission Überlegungen, das Volumen des Rettungsschirms zu verdoppeln ("Mehr Mörtel, bitte!"). Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass alle Zeitungsmeldungen umgehend von verschiedenen Stellen dementiert wurden.

Es ist Krisenzeit. Und es ist Freitag. Erfahrene Finanzmarkthandwerker wissen, dass dies für das Wochenende eine hohe Dichte an neuen Informationen verspricht. An den Märkten kommt heute erschwerend hinzu, dass der Handel aufgrund des Entedank-Fenstertages in den USA ziemlich ausgedünnt sein dürfte. Der Euro begibt sich heute früh jedenfalls schon mal auf Tauchstation. EUR-USD fällt zügigen Schrittes auf 1,3270. An den Rentenmärkten (Bunds, Treasuries) scheint sich eine feste Tendenz abzuzeichnen. Beide Tendenzen dürften sich so lange fortsetzen, bis der Baumarkt heute Abend seine Pforten schließt…

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