Deutsche WikiLeaks-Konkurrenz soll noch 2010 starten. WikiLeaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg will noch im Dezember eine eigene Internet-Plattform in Deutschland gründen. Spendenwelle nach Veröffentlichung der Diplomatendossier.
München. Der WikiLeaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg will noch im Dezember eine eigene Internet-Plattform in Deutschland gründen. Das kündigte der 32-Jährige im Nachrichtenmagazin FOCUS an. Im Gegensatz zu WikiLeaks sollen bei Domscheit-Berg die Absender selbst bestimmen, wer ihre Dokumente veröffentlicht. Die Plattform will nur die technische Infrastruktur zur Verfügung stellen, über die geheime Dokumente sicher verschickt werden können. Vor allem werde diese Internetplattform transparenter sein als WikiLeaks, sagte Domscheit-Berg dem Nachrichtenmagazin FOCUS.
Der Berliner Informatiker, der im September nach drei Jahren bei WikiLeaks ausgestiegen war, warf deren Gründer Julian Assange vor, seine Macht missbraucht zu haben. Auf Kritik habe er „zwischen wütend und ignorant“ reagiert. Vor allem habe die Transparenz gefehlt. „Von anderen Organisationen oder Regierungen haben wir das die ganze Zeit eingefordert, aber intern wurde diese Transparenz verwehrt.“ Seine Erfahrungen verarbeitet Domscheit-Berg gerade zu einem Buch, das voraussichtlich Ende Januar erscheinen soll: „Inside WikiLeaks. Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt.“
Finanziert hat sich WikiLeaks vor allem über die gemeinnützige Wau Holland-Stiftung im hessischen Guxhagen. Der 2001 verstorbene Wau Holland war Gründer des Chaos Computer Clubs. Seit Ende vergangenen Jahres sammelt die Stiftung Spenden für WikiLeaks ein - bisher rund 800.000 Euro. Als die Veröffentlichung der US-Diplomatendossiers Wellen schlug, gingen FOCUS zufolge innerhalb von 24 Stunden 15.000 Euro von Sympathisanten aus aller Welt bei der Stiftung ein. Zwei weitere Stiftungen zur Förderung von WikiLeaks sitzen in Australien und den USA.