Friedhelm Busch, Urgestein der Telebörse, glaubt an die Zukunft des Euro. Doch nicht der Rettungsschirm würde den Fortbestand der Gemeinschaftswährung sichern, sondern einzig die EU-Anleihe. Interview mit MMnews.
In einem Interview mit MMnews unterstreicht Börsenlegende Friedhelm Busch, dass der Euro auch weiterhin noch Zukunft hat. Der Börsenmoderator sieht die Lösung des Problems allerdings nicht im „Rettungspaket“ – sondern in der EU-Anleihe.
Als ersten wichtigen Schritt empfiehlt Busch die Ausweitung des Rettungsschirms auf rund 1 Billion. Damit würde man den internationalen Kapitalmärkten klarmachen: „gegen uns kommt ihr nicht an, wir halten zusammen“
Die Deutschen würden sich zu zögerlich verhalten, so Busch. Die Garantien würden derzeit nicht abgerufen, insofern sei die Gefahr gering, dass Deutschland wirklich zahlt.
Auf lange Sicht aber sei die gemeinsame EU-Anleihe das einzige Mittel, der Spekulation Einhalt zu gebieten – selbst um den Preis, dass sich die Zinssätze in Richtung 4% entwickelten. Das sei halt der Preis, den wir alle zu zahlen hätten. Eine andere Lösung gebe es nicht. Denn der Euro existiert nicht aus ökonomischen Gründen, sondern aus politischen Gründen. Der Euro sei eine politische Einrichtung.
Die Euro-Anleihe sei auf lange Sicht die richtige Maßnahme, so Busch. Ansonsten würden die schwachen Länder weiter angegriffen. Nur mit einer EU-Anleihe würde man internationale Spekulanten davon abhalten, schwache Länder zu attackieren. Eine EU-Institution würde dann den Ländern, welche das Geld brauchen, Kapital zuteilen.
Dass die Zinsen in Deutschland dann stiegen, wäre ein Nachteil, den die Deutschen in Kauf nehmen müssten. 1% mehr würde für Deutschland rund 17 Milliarden bedeuten. Aber selbst das ist ein geringerer Nachteil als einen größeren Rettungsschirm zu konzipieren. Außerdem würden die Finanzmärkte dann begreifen, dass man nicht mehr nur ein einziges Land angreifen könnte – und dann würde die Angelegenheit schon bedeutend schwieriger.
Einen „Währungskrieg“ zwischen Angelsachen und Euro sieht Busch eher als Verschwörungstheorie.
Eine Konsequenz der Euro-Anleihe wäre auf jeden Fall der Verlust der nationalen Souveränität. Die EU würde dann in nationale Wirtschaftspolitik eingreifen. „Das wollen wir eigentlich nicht“, so Busch – aber wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Selbst das Bundesverfassungsgericht wird sagen: „Schön ist es nicht, was mit dem Euro passiert, aber der Schaden beim Scheitern wäre weitaus größer und womöglich die totale Katastrophe“.
Busch ist der Meinung, dass wir in diesem Szenario durchaus eigene souveräne Rechte aufgeben könnten, zumal man ja auch in Brüssel mitgestalten könne: „Und deshalb glaube ich, das [die EU-Anleihe] ist schon die bessere Lösung“.
Friedhelm Busch im Interview mit Michael Mross