Krisenökonom Otte fordert Rauswurf von Griechenland, Irland, Spanien und Portugal aus der Euro-Zone. „Natürlich würde ein solcher Schritt auch einige Turbulenzen mit sich bringen und müsste durch Überbrückungsprogramme und –Kredite der starken Staaten abgesichert werden“.
Otte warf in diesem Zusammenhang der Politik vor, sich immer mehr in Richtung Staatswirtschaft zu entwickeln, diktiert von einem Europa von Brüssel mit „zweifelhafter“ demokratischer Legitimität. „Ich bin für eine Kerneurozone und darüber hinaus für ein System fester, aber anpassungsfähiger Wechselkurse“, skizzierte er seine Lösung der europäischen Schuldenproblematik. Das Europäische Währungssystem habe von 1978 bis zur Einführung des Euro „hervorragend“ funktioniert. „Es war genau die richtige Lösung für Europa.“ Die Aufwertung würde der Exportindustrie in der Kerneurozone zwar zunächst zu schaffen machen, aber genau das sei der Anpassungsprozess, der nötig sei. „Spiegelbildlich wären die Exporte der Schwachwährungsländer begünstigt“, so Otte. „So würde automatisch passieren, was heute politisch kontrovers und zum Teil hysterisch diskutiert wird: Wir würden zur Marktwirtschaft zurückehren.“
Otte plädierte überdies für eine geordnete Umschuldung und Insolvenz von Staaten. „Denn wir haben ja nicht Griechenland oder Irland gerettet, sondern die dort exponierten Banken, übrigens auf Kosten der Bevölkerung der jeweiligen Länder und Deutschlands.“ Den jetzt gefundenen Kompromiss, im Grenzfall gegebenenfalls die Gläubiger, also die Banken, einzubeziehen, hält Otte dagegen für zu weich.
Für „fatal“ hält der Wirtschaftsprofessor die Forderung nach einer europäischen Anleihe. „Dann könnten sich die unsolideren Länder ohne Schranken voll aus der guten Kreditwürdigkeit der solideren Länder bedienen“, warnte Otte. „Das ist, wie wenn der arme Neffe den Kredit des reichen Onkels unbegrenzt anzapfen darf. Irgendwann ist dann auch die Kreditwürdigkeit des Onkels ruiniert.“