Personalpoker um EZB-Chefposten beginnt. Deutschland will Paketlösung für Direktoriumsbesetzung. Damit ist der große Personalpoker um die wichtigsten finanzpolitischen Posten in der EU offiziell eröffnet.
Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat die Regierungen der Eurozone aufgefordert, bis zum nächsten Finanzministertreffen im Januar Kandidaten für die Nachfolge von EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell zu benennen. Damit ist der große Personalpoker um die wichtigsten finanzpolitischen Posten in der EU offiziell eröffnet. Denn Deutschland strebt nach Informationen der Financial Times Deutschland (Freitagausgabe) eine Paketlösung an und möchte gleich auch über die Nachfolge des Chefs der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, entscheiden. „Es wäre klug, ein Paket zu schnüren“, hieß es in Berlin.
Tumpel-Gugerells Amtszeit läuft Ende Mai 2011 aus. Über ihre Nachfolge müssen die Staats- und Regierungschefs der EU bei einem Gipfel am 24. und 25. März entscheiden. Nach der bisherigen Logik der Postenvergabe müsste der Sitz an ein kleineres „nördliches“ Land gehen, also an eine Person, der eine eher harte geldpolitische Linie zugeschrieben wird. Eine Paketlösung könnte die Interessen der kleineren und größeren Staaten, der „harten“ und „weichen“ Länder besser ausgleichen.
Es könnte um bis zu vier Posten gehen: Wenn wie von der Bundesregierung gewünscht ein Deutscher EZB-Chef wird, müsste der deutsche Chefvolkswirt Jürgen Stark seinen Posten im sechsköpfigen Direktorium räumen, außerdem läuft Ende des Jahres die Amtszeit von Philippe Maystadt aus, des Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB).