E-Bonds vs. iBonds: Solange Deutschland Nein sagt, kann Juncker so viel Schneebälle werfen wie er will. VSE vs. VSA: Vergiftetes Europa und Verzweifeltes Amerika werden 2011 die Top-Themen im Markt bleiben. 2011 vs. 2010: Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gesundheit und ein gutes Händchen im Markt.
Von Kornelius Purps, UniCredit Research
Der dritte Advent naht. Högschde Zeit, sich um noch nicht besorgte Weihnachtsgeschenke zu kümmern. Angeblich kaufen die Deutschen ja dieses Jahr alles auf, was nicht bei Drei vom Schnee vergraben ist. Folglich ist es durchaus möglich, dass Ihr Wunschgeschenk gar nicht mehr auf Lager ist. Aus diesem Grund hier drei absolute Geheimtipps für die Tannenbaumfeier: Auf Platz drei: Das Spiel "Währungskrieg", der einzig legitime Nachfolger des "Monopoly", dem ursprünglichen Auslöser der Finanzkrise ("Ich verbriefe meine Badstraße…). Auf Platz zwei eine Geschenkkarte für einen Bundesschatzbrief, unnachahmlich beworben durch die Finanzagentur in persona Günther Schild. Und auf Platz eins der iBond, Apples neuestes Meisterwerk, eine gemeinsame Anleihe von Microsoft, IBM und Apple selbst, für deren Rückzahlung alle Smartphone-Besitzer dieser Welt gesamtschuldnerisch haften.
Einziger Haken an der Sache: Den iBond gibt es noch genau so wenig wie den E-Bond. Der Vorschlag, mit einer gemeinsamen Euro-Anleihe der Schuldenkrise in einigen europäischen Ländern Herr zu werden, trifft auf äußerst geteiltes Echo. Der Finanzminister des Jahres, Wolfgang Schäuble, weiß seit gestern seine französische Amtskollegin Christine Lagarde an seiner Seite im Kampf gegen den EU-Mitarbeiter des Monats, Luxemburgs Jean-Claude Juncker. Man wirft sich gegenseitig "uneuropäisches Denken" und "Dauerschnatterei" vor. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der "Vergifteten Staaten von Europa" (Spiegel) in der kommenden Woche droht zu einer Schneeballschlacht nach Leipziger Muster auszuarten. Die Vorzeichen stehen auf anhaltende Konfrontation. Auf dem EU-Gipfel wird es wohl keine Einigung geben – nicht zuletzt deshalb, weil der Druck von den Märkten dank energischer Interventionen der Europäischen Zentralbank aktuell nicht so groß ist, als dass bei einer Nichteinigung der Zusammenbruch des Finanzsystems befürchtet werden müsste. Somit steht fest, dass wir die Schuldenkrise in Europa als Top-Thema Nummer 1 mit ins Neue Jahr nehmen werden.
Thema Nummer 2 an den Finanzmärkten dürfte die Wirtschaftsentwicklung in den "Verzweifelten Staaten von Amerika" (erneut Spiegel) sein. Das umstrittene Steuerpaket Obamas wird das BIP-Wachstum im kommenden Jahr wohl an die Marke von 3% bringen. Zuvor wurde lediglich ein Wachstum von 2%-2½% erwartet. Nicht, dass der Unterschied von ½%-1% jetzt so weltbewegend ist – viel wichtiger erscheint die Tatsache, dass die Gefahr eines Abgleitens der größten Volkswirtschaft der Welt in eine Double-Dip Rezession mit dem Steuerpaket extrem unwahrscheinlich geworden ist. Über die nächsten Monaten dürfte diese Einschätzung insgesamt zu einer Stabilisierung an den Finanzmärkten beitragen – ist auch ein schönes Geschenk.
Ein bisschen Marktberuhigung sehen wir bereits dieser Tage: Die Aktienmärkte treten bereits seit einigen Tagen auf der Stelle. EUR-USD nistet sich irgendwo zwischen 1,31 und 1,34 ein. Und der Ausverkauf am Rentenmarkt scheint – zumindest vorerst – ausgelaufen zu sein. Geholfen haben dürfte dabei eine der besten 30J-Bond-Auktionen ever gestern Abend in den USA. Relative Ruhe herrscht auch im Markt für EWU Peripherie-Anleihen. Selbst eine Herabstufung Irlands um gleich drei Stufen durch die Agentur Fitch machte hier niemanden nervös. Bleibt die Hoffnung a) auf einen ruhigen Jahresausklang an den Märkten, b) auf Strom in Probstzella und c) auf erstklassige Handschuhe Made in China für Schäuble und Merkel.