Jedem Datenschutzbeauftragten müsste schwarz vor Augen werden, wenn er einmal das Datenarchiv von Google sichtete.
Seit dem es Google gibt, speichert das Unternehmen alles, bis zum letzten Bit, von seinen Nutzern und löscht es nie wieder. (Selbstaussage Google) Ein Suchmaschinenexperte bemerkt dazu Folgendes: „Wenn ich weiß, was du suchst, weiß ich, wer du bist“. Diese Erkenntnis nutzt Google zum Beispiel dazu, dem Suchenden immer die passenden Werbeeinblendungen zu präsentieren.
Das ist eine schöne Datenbank mit den Nutzerdetails von Milliarden Menschen. Und gleichzeitig obskures Objekt der Begierde so manchen Staates. Allein das Suchverhalten der User gibt einen detaillierten intimen Einblick in die Privatsphäre eines jeden Einzelnen, der mit seiner IP Adresse unauslöschlich im Google Hirn abgespeichert ist.
Genauso unvergesslich sind die Mails bei Gmail, oder die Liebesbriefe (geschrieben auf Google-Docs) oder die Rechentabellen (erstellt auf Google Spreadsheets) oder die Firmenpräsentation (angefertigt auf Google Presentation). Unvergesslich auch die vielen Bilder, welche man mithilfe von Picasa auf dem eigenen Computer ordnen kann oder im Netz auf Google Servern veröffentlichen kann. Und nicht zuletzt bietet Google ja auch noch einen Terminkalender an.
Das Firmen-Motto lautet zwar: Don’t be evil – eine Garantie kann es aber nicht geben. Darüber hinaus ist keineswegs sicher, in welche Richtung sich der Informationsgigant in Zukunft entwickelt. Die Geschichte lehrt leider, dass eine Anhäufung von Macht auf Dauer auch zu deren Missbrauch führt. Und da macht Google wahrscheinlich keine Ausnahme.
Schon jetzt sind die Begehrlichkeiten der Überwachungsabteilungen einzelner Staaten übermächtig. Im Zweifelsfall muss nämlich Google sehr wohl Benutzerdetails herausrücken – allerdings derzeit noch beschränkt auf hochrichterliche Beschlüsse und nur bei gravierenden Straftaten.
Dies könnte sich aber mit der Zeit ändern. Mit dem Argument „Terror-Gefahr“ lässt sich schon heute jeder Datenschutz knacken. Und das dürfte in Zukunft noch einfacher werden.
Dass Google schon jetzt mit Behörden zusammen arbeitet, zeigte jüngst ein Fall aus Indien. Ein indischer IT-Spezialist wurde verhaftet, weil er auf Googles Social Networking-Plattform Orkut eine hochrangige Politikerin beleidigt hatte. Pikant: Erst Googles weitreichende Kooperation mit den Behörden ermöglichte die Ermittlungen.
Aber auch wirtschaftliche Interessen könnten den Datenschutz knacken. Schon jetzt erhält Viacom die Benutzer-Daten von youtube Mitgliedern, welche angeblich gegen Copyrights verstoßen haben. Die Liste der Begehrlichkeiten ist fast unendlich. Und sie wird um so größer, je mehr Daten Google bunkert.
Das Google Mobil fährt mit seinen Spezialkameras durch die Stadt. Den elektronischen Augen entgeht nichts. Mit spezieller Elektronik könnte man gleichzeitig auch noch Gespräche und Telephonie aufzeichnen. So wie in dem Film „V for Vendetta“. Dort fahren die Spähwagen durch ein totalitäres London. Ein Diktator lässt auf diese Weise Stimmung und Menschen ausspionieren. Vermeintliche Dissidenten werden auf der Stelle verhaftet. Übrigens eins sehr sehenswerter Film.
Google ist kein Diktator. Aber das Ausmaß an Informationen, die Google sammelt, stimmen bedenklich. Und Informationen sind Macht. Eine Macht, von der man nicht weiß, wie sie in Zukunft ausgenutzt werden kann.
Wäre es da nicht besser, wir verzichten auf das 3D Spektakel im Internet? Es ist zwar ganz lustig, virtuell durch eine Stadt zu surfen und sich Häuser anzuschauen. Aber es ist auch verzichtbar. Und wenn man Etwas genauer sehen will, dann kann man ja immer noch persönlich hinfahren.
Wenn wir nicht darauf verzichten wollen, dann wird das Google Mobil demnächst wohl häufiger vorbeischauen. Zumindest um zu checken, ob noch alles beim „Alten“ ist.
Die nächste Stufe wäre dann, dass auch die Überwachungsabteilungen der Behörden mit ihren Späh-Wagen durch die Gegend fahren. Was Google kann, kann das Innenministerium auch. Gründe dafür gibt es genug. Schwarzarbeiter oder Falschparker lassen sich auf diese Weise bequem identifizieren. Man könnte die Späh-Wagen aber auch gleich zur Personensuche einsetzen. Wenn dann die vollautomatische Abgleichelektronik mal ein Fehler macht, gelten auch Unbescholtene schnell als Terrorist oder zumindest verdächtig. Eine Entwicklung, die Angst macht.
Aber vielleicht können die Behörden ja solcher Art Informationen dann gleich ergooglen. Mit einem speziellen Beschluss geht alles. Da nutzt es auch nicht, dass Menschen demnächst bei Google 3D unkenntlich gemacht werden. Die Originaldaten bleiben erhalten. Für immer.
Bild vom Google-Mobil:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Stadtleben-Google;art125,2565690