Heftige Kritik an ARD für Programmeinstellung in Afghanistan. “Es ist ein Unding, wie die ARD mit unseren Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan umgeht. Das ist nicht akzeptabel. Etwas Patriotismus würde einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt schon gut tun.“
Berlin. Die ARD hat für das Ende der TV-Ausstrahlung in Afghanistan
heftige Kritik von Politikern aller Parteien hervorgerufen. Der
Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus,
sagte der BILD-Zeitung (Dienstagausgabe): “Es ist ein Unding,
wie die ARD mit unseren Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan
umgeht. Das ist nicht akzeptabel. Etwas Patriotismus würde einer
öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt schon gut tun.“ SPD-Fraktionschef
Frank-Walter Steinmeier kritisierte den Umgang mit den Soldaten
ebenfalls scharf. Steinmeier sagte der BILD-Zeitung: “Das kann
doch wohl nicht wahr sein, dass man den Soldaten im gefährlichen
Auslandseinsatz das TV-Programm abdreht. Das kann nicht das letzte
Wort sein - Verteidigungsministerium und ARD-Intendanten haben
die Verantwortung, möglichst rasch eine Lösung zu finden.“ Der
rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck forderte, dass
Soldaten auch in Afghanistan sich informieren können müssen und
erfahren, was in der Heimat geschieht. Beck sagte der Zeitung:
“Ich appelliere an die ARD-Verantwortlichen, eine Lösung zu suchen.“
Aus der Union kam Unterstützung für Verteidigungsminister Karl-Theodor
zu Guttenberg, der das Vorgehen der ARD bereits am Montag kritisiert
hatte. CDU-Verteidigungsexperte Ernst-Reinhard Beck sagte der
BILD-Zeitung: “Die Soldaten zahlen ihre GEZ-Gebühren wie alle
anderen auch. Es ist daher mehr als ärgerlich, dass sie aus Kostengründen
vom Programm ausgeschlossen werden. Ich gehe davon aus, dass
die ARD diesen Missstand zügig aus der Welt schafft.“ Die FDP
schloss sich der Kritik an. FDP-Medienexperte Burkhardt Müller-Sönsken
sagte, das Verhalten der ARD sei “einfach nur peinlich“. Möller-Sönsken
sagte der Zeitung weiter: “Wer von den Soldaten GEZ kassiert,
darf nicht das Programm sperren. Ich fordere ARD und ZDF auf,
dem BundeswehrTV lizenzfrei Inhalte zur Verfügung zu stellen.“
Auch aus der ARD selbst gibt es kritische Stimmen für den Umgang
mit den Soldaten. Ruth Hieronymi (63), Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats,
sagte der BILD-Zeitung “Ich bin ganz entschieden gegen die Abschaltung.“
Es liege geradezu im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks,
eine Übertragung zu ermöglichen. Hieronymi sagte weiter: “Und
es wäre in einer schwierigen Zeit ein positives Signal für unsere
Soldaten in Afghanistan als Zeichen unserer Unterstützung. Mir
war das Problem nicht bekannt und ich werde noch heute WDR-Intendantin
Piel und den ARD-Vorsitzenden Boudgoust um Unterstützung bitten.“