Führende EU-Parlamentarier wollen Glühbirnenverbot kippen. Der Ausschussvorsitzende warf der Brüsseler Gesetzesbehörde vor, dass sie mit ihren Plänen zum Verbot von Glühbirnen „getrieben vom Klimaschutzwahn Symbolpolitik betrieben hat, die weder dem Klimaschutz noch der Gesundheit der Menschen dient“.
Führende Abgeordnete des Europäischen Parlaments wollen das Verbot von herkömmlichen Glühbirnen in Europa zu Fall bringen und haben die EU-Kommission aufgefordert, die Regelung aus gesundheitlichen Gründen auszusetzen. Der Vorsitzende des Industrieausschusses im EU-Parlament, Herbert Reul (CDU), sagte der Zeitung „Die Welt“ (Mittwochausgabe): „Ich werde alles tun, um das Glühbirnenverbot in der EU doch noch zu kippen. Ich erwarte von der EU-Kommission, dass sie das Verbot von Glühbirnen unverzüglich außer Kraft setzt. Außerdem muss die Kommission überprüfen, ob die als Alternative zur Glühbirne vorgesehene Energiesparlampe aufgrund der nachgewiesenen Gesundheitsgefahren überhaupt noch vertrieben werden darf. Die Produktsicherheit und die Gesundheit der Verbraucher müssen oberste Priorität haben.“ Der Ausschussvorsitzende warf der Brüsseler Gesetzesbehörde vor, dass sie mit ihren Plänen zum Verbot von Glühbirnen „getrieben vom Klimaschutzwahn Symbolpolitik betrieben hat, die weder dem Klimaschutz noch der Gesundheit der Menschen dient“.
Auch die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Silvana Koch-Mehrin (FDP), forderte gegenüber der „Welt“ eine Aussetzung des Glühbirnenverbots. „Solange nach wissenschaftlichen Erkenntnissen davon auszugehen ist, dass Energiesparlampen zu erheblichen Gesundheitsschäden führen können, muss die EU das Glühbirnenverbot - zumindest für Privathaushalte – aussetzen. Es kann doch nicht sein, dass unter dem Deckmantel des Umweltschutzes die beim Verbraucher beliebten und bewährten Glühbirnen vom Markt genommen und durch gesundheitsgefährdende Produkte ersetzt werden“, sagte sie dem Blatt. Die Liberale sagte weiter: „Durch das unsinnige Glühbirnenverbot der EU wird kein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet, stattdessen wird uns Sondermüll als Lichtquelle im Haus vorgeschrieben.“ Als Mutter, so Koch-Mehrin, könne sie nur jedem raten: „Keine Energiesparlampen in Kinderzimmern verwenden!“
Hintergrund der Äußerungen sind neue Untersuchungsergebnisse des Umweltbundesamtes (UBA). Demnach können Energiesparlampen – die die Glühbirnen ablösen sollen – ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen. Geht eine Energiesparlampe zu Bruch, so kann laut Erkenntnissen der Experten eine Quecksilberkonzentration im Raum freigesetzt werden, die den Richtwert von 0,35 Mikrogramm pro Kubikmeter um das Zwanzigfache überschreitet. Darum sollten sich insbesondere Kinder und Schwangere von Energiesparlampen fernhalten, empfiehlt die Bundesbehörde.
Laut EU-Beschluss dürfen herkömmliche Glühbirnen mit 100 Watt seit dem 1. September 2009 nicht mehr verkauft werden, seit dem 1. September dieses Jahres gilt das Verbot auch für Birnen mit 75 Watt. Ab September 2011 dürfen auch die am meisten verbreiteten 60-Watt-Birnen nicht mehr neu in Verkehr gebracht werden. Nach 2011 sollen die 40- und 25-Watt-Birnen vom Markt verschwinden. Grund für die Maßnahme ist der Klimaschutz. Energiesparlampen verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger Energie gegenüber herkömmlichen Glühbirnen ein.
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) ist die elektrische Beleuchtung für sechs bis acht Prozent des Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Durch den Einsatz von energiesparenden Lampen kann laut UNEP die Menge an Treibhausgasen eingespart werden, die mehrere zehn Millionen Autos ausstoßen.