Eon bandelt mit Telekom an. Konzernchef Teyssen sucht Partner für Aufbau intelligenter Stromnetze. Intelligente Netze sowie Stromzähler sind der nächste Milliardenmarkt für die Branche. In wenigen Jahren sollen in jedem Keller elektronische Stromzähler hängen, die Verbrauchsdaten von Kühlschränken oder TV-Geräten ebenso messen wie die Einspeisung von Fotozellen auf dem Dach.
Deutschlands größter Energiekonzern bricht in einem strategischen Kernbereich mit Tabus. Beim Aufbau der intelligenten Stromnetze der Zukunft suche der Stromversorger Technologiepartner, sagte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen der Financial Times Deutschland (Donnerstagsausgabe). Konkrete Gespräche dazu habe er bereits mit René Obermann, dem Chef der Deutschen Telekom, geführt: „Wir tauschen uns gelegentlich aus.“
Intelligente Netze sowie Stromzähler sind der nächste Milliardenmarkt für die Branche. In wenigen Jahren sollen in jedem Keller elektronische Stromzähler hängen, die Verbrauchsdaten von Kühlschränken oder TV-Geräten ebenso messen wie die Einspeisung von Fotozellen auf dem Dach. Je nach Strompreis können sie auch – so die Vision – einzelne Geräte zu- oder abschalten. Netzbetreiber führen diese Daten mit denen von Großkraftwerken und industriellen Energieverbrauchern zusammen, um Stromerzeugung und -verbrauch in der Balance zu halten. Intelligente Netze gelten als wichtigste Voraussetzung für den großflächigen Einsatz von Wind- und Sonnenenergie.
Obermann hatte bereits im September den Einstieg in den Sektor der Netzdienstleistungen angekündigt. Teyssen lotet nun die Möglichkeiten einer Kooperation der Unternehmen aus. „Dabei geht es nicht um Beteiligungen, sondern darum, wie wir technische Möglichkeiten nutzbringend zusammenbringen können“, stellte er klar. Bisher steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Bei Eon etwa laufen derzeit 110 Einzelprojekte.
Der Eon-Chef brachte auch Kooperationen mit IT-Unternehmen wie SAP, Oracle oder Hewlett-Packard ins Spiel. Die Konzerne wollen mit dem Zusammenrücken auch staatlichen Eingriffen zuvorkommen. Experten halten diese für denkbar. „Die Komplexität der Systeme macht es unwahrscheinlich, dass der Markt allein intelligente Netze schafft“, so eine Analyse der Internationalen Energieagentur. Die Regierungen müssten sich beteiligen.
In einer ersten Bilanz nach gut 200 Tagen an der Konzernspitze sprach der Eon-Chef auch Schwachstellen im Unternehmen an. Es sei dringlich, dass die Tochter Ruhrgas in Verhandlungen mit Gaslieferanten wie Gazprom aus Russland eine Lockerung der vertraglichen Bindungen an Erdöl erreiche. „Beide Seiten sind zum Erfolg der Verhandlungen gezwungen – und zwar bald“, sagte Teyssen. Er bestritt, dass der russische Exportmonopolist sich grundsätzlich gegen eine Öffnung sperre: „Russland verhält sich fair und offen zu Eon.“