ifo-Chef Hans-Werner Sinn: Banken haben bislang an der Euro-Krise verdient. Kursgewinne von Anleihen solider Länder sind doppelt so hoch wie die Verluste mit Anleihen aus Krisenländern. Finanzsystem wesentlich robuster, als es sich in der aktuellen politischen Diskussion darstellt.
Die Banken haben in der Euro-Krise „bislang keine Verluste gemacht“, sagt Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, in einem Interview mit der WirtschaftsWoche. Zwar seien die Kurse von Staatsanleihen für Krisenländer wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien gesunken. Doch, so Sinn, haben „die Banken ja auch Staatspapiere von solideren Staaten wie Deutschland oder Frankreich, deren Kurse kräftig gestiegen sind. Die Wertzuwächse dieser Papiere sind doppelt so hoch wie die Verluste bei den Anleihen der Problemländer“, sagt Sinn.
Laut Sinn ist das Finanzsystem derzeit wesentlich robuster, als es sich in der aktuellen politischen Diskussion darstellt. „Die Rettungspakete für die Banken stehen noch, das hilft bei Zahlungsschwierigkeiten kleinerer Länder zuverlässig gegen Bankpleiten“, sagt Sinn in der WirtschaftsWoche. Vor einer Beteiligung der Banken an einem Forderungsverzicht sollte man deshalb keine Angst haben. Die Märkte hätten einen solchen Haircut ohnehin bereits antizipiert. Griechische Staatsanleihen aus 2006 hätten einen Marktwert von weniger als 70 Prozent des Nennwertes, Papiere aus Irland lägen bei 75 Prozent. „Wenn wir da eine unbedingte Rettung verkünden, springen die sofort auf 100 Prozent. Wer jetzt kauft, macht im Fall einer Rettung bis zu 50 Prozent Gewinn. Das ist für die Banken eine schöne Sache, aber es führt zu einer massiven Destabilisierung der Märkte, wenn auch nach oben“, so der ifo-Präsident.
Sinn plädiert darüber hinaus gegen eine Aufstockung der europäischen Rettungspakete. Wir müssen „klarmachen, dass wir nicht vor Insolvenz, sondern allein vor Illiquidität retten. Nur Letzteres ist die Aufgabe des ESM, des neuen Europäischen Stabilitätsmechanismus“, so Sinn. Die Vorstellung sei, dass ein Land mit temporären Zahlungsschwierigkeiten mittelfristig wieder auf die Beine komme. Dafür reiche ein Rettungsschirm, der wesentlich kleiner ist als das, was wir jetzt haben. „Wenn man aber Länder, die sich übernommen haben, vor der Insolvenz schützen will, dann reicht natürlich der Schirm nicht aus. Italien habe genauso viele Schulden wie Deutschland auch. Sinn: „Das stemmen wir nie.“